Galileo in Absturzgefahr
Der geplante Aufbau des europäischen Satelliten-Navigationssystems Galileo steht auf der Kippe. Die beteiligten Unternehmen überlegen den Ausstieg aus dem Projekt. Auch bei der EU-Kommission bereitet man sich auf eine Neuausschreibung des Milliarden-Auftrags vor.
Die acht beteiligten Firmen der Raumfahrtindustrie wollten das von der EU gesetzte Ultimatum zur Erfüllung ihrer Verpflichtungen bis zum 10. Mai verstreichen lassen, berichtete die "Financial Times Deutschland" am Freitag unter Berufung auf EU-Diplomaten.
Die Unternehmen, darunter EADS, weigerten sich, das Risiko der bisher nicht erprobten Technik zu schultern. Sollte das Konsortium aussteigen, müsste die Finanzierung komplett aus Steuergeldern kommen oder das Projekt ganz aufgegeben werden.
Verzögerungen und Mehrkosten
Das rund vier Milliarden Euro teure System Galileo soll in Konkurrenz zum US-amerikanischen GPS-System treten. Starttermin war ursprünglich das Jahr 2010.
Verzögerungen haben aber inzwischen Mehrkosten in Millionenhöhe verursacht und eine Verschiebung des Termins um ein Jahr notwendig gemacht. Auch 2011 gilt aber als unsicher.
Die EU-Verkehrsminister hatten im März einen Krisenplan zur Rettung von Galileo beschlossen. Am Montag sind in Brüssel neuerlich Krisengespräche angesetzt.
Neuausschreibung in Erwägung
Die EU-Kommission will den Milliarden-Auftrag für das Satelliten-Navigationssystem Galileo neu ausschreiben und das bisherige Konsortium auflösen.
In EU-Kreisen hieß es am Freitag in Brüssel, das Projekt solle zunächst vollständig von der öffentlichen Hand übernommen werden.
Dies werde insgesamt 3,4 Milliarden Euro kosten, die zum Teil jedoch bereits bezahlt seien. Die verbleibenden Kosten beliefen sich auf 2,4 Milliarden Euro. Dies werde die Kommission den EU-Staaten vorschlagen.
"Unverzichtbares Projekt"
Zuvor hatte ein EU-Sprecher noch betont: "Der Kommissar ist entschlossen, Galileo wieder auf die rechte Spur zu bringen. Es ist ein unverzichtbares Projekt."
Zu den Galileo-Partnern gehören neben EADS die italienische Finmeccanica, die französischen Unternehmen Thales und Alcatel, die britische INmarsat, Aena und Hispasat aus Spanien sowie die deutsche TeleOp, an der auch die Deutsche Telekom beteiligt ist.
Auch das russische Satelliten-Navigationssystem GLONASS kämpft mit massiven Problemen. Derzeit sind nur zwölf der 19 Satelliten funktionsfähig. Fünf weitere Trabanten sind so veraltet, dass sie bis 2008 ausfallen werden.
(futurezone | dpa)