Fingerabdruck beim CD-Verkauf
Wer in den US-Bundesstaaten Florida und Utah gebrauchte CDs verkaufen will, muss nach einer neuen gesetzlichen Regelung einen Personalausweis vorzeigen und sich Fingerabdrücke abnehmen lassen. Dadurch soll der Handel mit gefälschten und gestohlenen CDs gebremst werden.
Der Handel mit gebrauchten Tonträgern nimmt in einigen US-Bundesstaaten bizarre Züge an. Seit kurzem müssen Second-Hand-Geschäfte und Pfandleihen in Utah und Florida, die gebrauchte CDs kaufen, den Verkäufern Fingerabdrücke abnehmen und eine Kopie ihres Personalausweises einbehalten, berichtete das US-Branchenmagazin "Billboard".
Nur Gutscheine
Darüber hinaus dürfen die Geschäfte ihren Kunden für die gebrauchten CDs kein Bargeld, sondern lediglich Gutscheine aushändigen. Die Second-Hand-Tonträger dürfen laut Gesetz auch 30 Tage lang nicht weiterverkauft werden.
Die vor kurzem in Kraft getretenen Verschärfungen von Pfandleihegesetzen sollen den Handel mit gefälschten und gestohlenen CDs unterbinden. Kritiker merken jedoch an, dass dieser im regulären CD-Handel ohnedies kein nennenswertes Problem darstelle.
Auch die US-Bundesstaaten Rhode Island und Wisconsin planen nach Berichten des Magazins ähnliche legislative Regelungen.
Im US-Bundesstaat Utah sind zwar Bücher, Magazine und Postkarten von der gesetzlichen Regelung ausgenommen, für CDs und DVDs kommen die am 30. April in Kraft getretenen Gesetzesänderungen jedoch zum Tragen.
Verkauf gebrauchter CDs eingestellt
In zumindest einer Stadt in Florida wurde das Gesetz laut "Billboard" bereits angewandt. Der betroffene CD-Händler stellte daraufhin den Verkauf gebrauchter CDs ein.
In vielen US-Bundesstaaten kommen die Pfandleihegesetze üblicherweise bei Second-Hand-Händlern nicht zur Anwendung.
Dennoch sammeln bereits heute zahlreiche Händler, darunter auch CD-Läden, als Vorsichtsmaßnahme die Identifikationsdaten von Verkäufern gebrauchter Güter.
Online-Handel ausgenommen
Online-Händler und CD-Tauschbörsen wie das im vergangenen Jahr gestartete LaLa sind von den Gesetzesänderungen nicht betroffen.
Die Online-Plattform Lala.com bietet Musikliebhabern in den USA die Möglichkeit, gebrauchte CDs für einen Dollar zu kaufen. Im Gegenzug müssen sie dafür auch CDs aus ihrer eigenen Sammlung anbieten - so entsteht eine Online-Tauschbörse der etwas anderen Art.
~ Link: Musiktauschbörse einmal anders (../http://www.fuzo-archiv.at/?id=133888v2) ~
Lobbyistendruck vermutet
Branchenbeobachter vermuten, dass die Gesetzesnovellen auf Lobbyistendruck der Tonträgerindustrie zu Stande gekommen sind. Der sind die Verkäufe gebrauchter CDs seit Jahren ein Dorn im Auge, da sie am Weiterverkauf der Tonträger keine Anteile erhalten.
CD-Verbrennungen in den 90er Jahren
Bereits Mitte der 90er Jahre versuchten große Musikkonzerne, US-Händler vom Verkauf gebrauchter CDs abzuhalten. Den Händlern wurde mit dem Entzug von Werbematerialien gedroht. Die Initiative wurde auch von einigen Künstlern, darunter der Country-Barde Garth Brooks, unterstützt.
Nach Händlerprotesten, bei denen unter anderem Garth-Brooks-CDs verbrannt wurden, und Untersuchungen der Federal Trade Commission [FTC] nahmen die Majors ihre Maßnahmen 1995 wieder zurück.
Die US-DVD-Tauschbörse Peerflix sucht unterdessen nach einem neuen Geschäftsmodell. Dabei wird auch ein Marktplatz für "gebrauchte" digitale Musik- und Video-Files diskutiert. Die Frage, wie ein solcher Markt geschaffen werden könnte, ist jedoch ungeklärt.
(futurezone | PC World)