Kinoschutzfrist vor dem Fall
Der größte US-Kabelkonzern Comcast will Filme gleichzeitig mit dem Kinostart auch ins Fernsehen bringen. Während sich die Hollywood-Studios aufgeschlossen zeigen, protestieren die US-Kinobetreiber gegen die Pläne des Kabelsenders.
Comcast verhandelt mit Hollywood-Studios über die Möglichkeit, neue Filme zeitgleich zum Kinodebüt im Fernsehen senden zu können. "Wir haben mit den Studios darüber gesprochen und sie haben alle Interesse", sagte der für das Tagesgeschäft zuständige Comcast-Vorstand Stephen Burke am Montag auf einer Messe in Las Vegas.
30 bis 50 Dollar pro Film
Kabelkunden könnte die Möglichkeit geboten werden, für 30 bis 50 Dollar [etwa 22 bis 37 Euro] einen Film zu Hause zu sehen, der gerade in den Kinos angelaufen ist. Damit würde das Zeitfenster zwischen Kino und Fernsehen komplett geschlossen werden, sagte Burke.
Auch der US-Download-Anbieter ClickStar will schon bald Filme gleichzeitig mit dem Kinostart zum Download anbieten. Das soll vor allem unabhängigen Filmemachern helfen, die sich dadurch eine weitere Verbreitung ihrer Werke erhoffen.
Kinobetreiber auf den Barrikaden
Kinobetreiber wehren sich vehement gegen Versuche, die Zeit zwischen der Erstausstrahlung auf der Großleinwand und der Veröffentlichung auf DVD oder im Fernsehen zu verkürzen.
Sie befürchten einen Rückgang der Zuschauerzahlen. Die Studios machen jedoch den größten Teil ihrer Gewinne über DVDs. Sie wollen unter anderem das Zeitfenster verkleinern, um nur noch eine Werbekampagne führen zu müssen.
Für den österreichischen Filmemacher Virgil Widrich ist die Idee einer Kinoschutzfrist "mittlerweile antiquiert": "Raubkopien können dadurch besonders reüssieren, weil die Filme vielerorts sonst nicht erhältlich sind. Die DVD und die Online-Auswertungen werden künftig mehr und mehr zeitgleich passieren", sagte er im Interview mit ORF.at.
(futurezone | APA | Reuters)