Big Blue mit dem roten Hut

10.05.2007

IBM arbeitet nun auch offiziell in großem Stil mit dem weltweit bisher erfolgreichsten Linux-Distributor Red Hat zusammen. Die Gegenallianz bilden Novell [Suse Linux] mit Microsoft und der Hardware-Gigant Dell.

Der nächste logische Schritt in der Bildung zweier großer Lager der IT-Industrie rund um den Einsatz von Linux-Betriebssystemen hat sich gestern Abend auf der linux-Entwicklerkonferenz von Red Hat vollzogen.

IBM und die weltweit bisher erfolgreichste reine Linux-Firma Red Hat gaben eine weit reichende Kooperation im Großrechner-Bereich bekannt.

Red Hat statt Suse

Von nun an kooperiert IBM statt mit Novell [Suse Linux] mit dessen Rivalen Red Hat, und zwar gleich einmal richtig, nämlich dort, wo IBM superiore Weltmacht ist: bei den Mainframes.

Erst am vergangen Sonntag hatte Microsoft bekannt gegeben, dass Dell "der erste große Systemhersteller" sei, der sich der Allianz von Microsoft und Novell angeschlossen habe.

Microsoft-Zertifikate für Suse

Dell wird von Microsoft Zertifikate für Suse Linux Enterprise Server kaufen und ein Marketingprogramm starten, das Neukunden zur Migration von einem anderen Linux auf Novells Suse bewegen soll.

Dell war, anders als PC-Weltmarktführer HP, stets exklusiv mit Microsoft liiert gewesen. Ende Mai wollte Dell auf Kundenwunsch eigentlich auch Rechner mit vorinstalliertem Ubuntu-Linux ausliefern.

Es ist schon abzusehen, wann der Linux-Upstart aus Südafrika mit seiner Version der Distribution Debian in diesem Match eine tragende Rolle spielt.

Linux-Schutzmacht Microsoft

Microsoft und Novell hatten im vergangenen Herbst ein Kooperationsabkommen geschlossen, das eine bessere Zusammenarbeit von Windows und Linux vorsieht.

Das Abkommen ist seitens der meisten Verfechter freier Software schwer umstritten, da es eine Vereinbarung einschließt, die Novell vor etwaigen Patentklagen Microsofts schützt.

Der Kauf eines Zertifikats von Microsoft bedeutet, dass sich der Kunde mit unter den Schutz dieses Abkommens begibt.

Red Hat, IBM und ...

Die Server der "z systems" können über IBMs Virtualisierungstechnik in eine Unzahl von Linux-Maschinen aufgeteilt werden, die Vorteile davon liegen auf der Hand.

Statt vieler einzelner PCs an den Arbeitsplätzen muss nur ein Mainframe gewartet werden, in dem Anfangs bis zu 32 64-Bit-CPUs arbeiten, alles natürlich wechselweise redundant und ordentlich skalierbar. Der mögliche Einsatz von zusätzlichen 336 RISC-Prozessoren im selben Mainframe hilft dabei etwa ungemein.

... SELinux von der NSA

Der weitere Vorteil eines solchen zentralistischen Ansatzes ist die physische Anwesenheit aller Arbeitsplatzrechner an einem Ort: einer Maschine aus der z-Serie im Bereich höchster Sicherheit.

In diesem sehr umsatzträchtigen Markt vor allem für Behörden, Militär und Finanz, den IBM weltweit dominiert, kommt nun Red Hat Linux zum Einsatz.

Genauer gesagt eine Variante des Linux-Kernels namens "Security Enhanced Linux" oder SELinux, "sicherheitsgehärtet" und empfohlen vom Obergeheimdienst NSA.

(futurezone | MSNBC | Reuters)