Sieben Siemens-Sparten unter Verdacht
Vom Schmiergeldskandal bei Siemens sind einem Zeitungsbericht zufolge sieben von zehn Konzernsparten betroffen.
Nur in drei Abteilungen gebe es keinen Korruptionsverdacht, berichtet die "Süddeutsche Zeitung" unter Berufung auf Teilnehmer der Siemens-Aufsichtsratssitzung vom 25. April. Das habe die von Siemens beauftragte US-Kanzlei Debevoise & Plimpton ebendort mitgeteilt.
Rund 10.000 Beraterverträge
Mehrere Anwälte der Kanzlei nannten dem Aufsichtsrat demnach die Sparten Medizintechnik, Schienenfahrzeuge und Verkehrssysteme, Kraftwerke, Energieübertragung, Elektronische Datenverarbeitung und angeblich auch die Autozulieferersparte VDO, die Siemens an die Börse bringen will.
Dabei ging es vor allem um Beraterverträge. Allein in der Sparte Telekommunikation, wo die Affäre begann, seien die Anwälte auf fast 2.000 Abkommen mit einem Volumen von etwa einer Milliarde Dollar gestoßen.
Weitere 7.000 bis 8.000 Beraterverträge kämen aus anderen Konzernsparten hinzu. Erst rund ein Fünftel dieser Verträge seien untersucht worden. Sie seien bei Siemens unzureichend kontrolliert worden.
Schmiergeldtransfer via Berater
Nach den bisherigen Ermittlungen der Münchner Staatsanwaltschaft wurden bei der Telekommunikationssparte Schmiergeldzahlungen oft über Beraterverträge abgewickelt.
Dazu lägen mehr als zehn Geständnisse von Managern und Mitarbeitern vor, berichtete die Zeitung weiter.
Die Beraterverträge dienten demnach dazu, hohe Summen aus dem Konzern in schwarze Kassen zu schleusen, um aus diesen dann Schmiergeld zahlen zu können. Die Abkommen seien aber auch direkt für Schmiergeldzahlungen genutzt worden, die dann als Beraterhonorare verschleiert worden seien.
(AFP)