Sony BMG bastelt an Online-Musikdienst
Der Musikkonzern Sony BMG will eine Online-Musikplattform starten und strebt auch wieder ins Musikverlagsgeschäft.
Der weltweit zweitgrößte Musikkonzern Sony BMG will einen eigenen Online-Musikdienst starten, um mehr Nutzer zum Kauf von Musik über das Internet oder Handys zu gewinnen, berichtete die "Financial Times Deutschland" [Montagausgabe].
Die Plattform solle auch für Konkurrenten offen sein, sagte Sony-BMG-Chef Rolf Schmidt-Holtz der Zeitung.
Weiterhin Kopierschutz
Der Dienst habe auch das Ziel, die fehlende Interoperabilität von Geräten und Web-Musikdienstes zu beenden, kündigte Schmidt-Holz an.
An Digital-Rights-Management-Systemen [DRM], die für die mangelnde Kompatibilität der unterschiedlichen Musik-Shops und Musik-Player hauptverantwortlich sind, will Schmidt-Holz jedoch festhalten. Er sei im Moment "absolut nicht" bereit, Kopierschutzsysteme aufzugeben, so Schmidt-Holz.
Der britische Musikkonzern EMI will seinen Katalog künftig auch ohne Kopierschutzsysteme im Netz verkaufen. Ebenso wie Sony BMG lehnt auch der Major Warner Music den DRM-freien Online-Verkauf von Musik ab. Der vierte Major, Universal Music, will den Verkauf "ungeschützter" Musik im kleinen Rahmen testen.
Verlagsgeschäft im Visier
Sony BMG plane auch wieder den Einstieg ins Musikverlagsgeschäft, sagte Schmidt-Holtz. Dabei seien auch Zukäufe möglich.
Sony BMG wolle damit an das Geschäftsmodell vor der Fusion von Sony Music und BMG im Jahr 2004 anknüpfen. Auch die kartellrechtlich erzwungene Trennung vom früheren Verlagsgeschäft soll rückgängig gemacht werden.
Die frühere Bertelsmann Musikverlagssparte BMG Music Publishing wurde für 1,63 Milliarden Dollar an Vivendi verkauft. Die Übernahme soll noch im Mai von den EU-Wettbewerbsbehörden genehmigt werden.
Neue CD-Formate
Um den Umsatz zu stärken will Sony BMG laut "FTD" auch mit neuen CD-Formaten experimentieren.
"Bei jungen Künstlern kann man zum Beispiel ein Album mit sechs Titeln machen", sagte der Musikmanager.
Auch Gemeinschaftsunternehmen mit Künstlern sind laut Zeitung geplant. Dabei soll Sony BMG an sämtlichen Umsatzquellen der Musiker und nicht nur am CD-Verkauf beteiligt werden. Im Gegenzug will der Musikkonzern auch bei der Suche nach Werbepartnern helfen.
Sony-BMG-Konkurrent Warner Music will künftig mit dem an die DVD angelehnten Bild- und Tonträgerformat Music Video Interactive [MVI] punkten. Neben Songs in verbesserter Sound-Qualität sollen die Silberscheiben auch zahlreiche interaktive Features enthalten.
(futurezone | dpa)