Telekom Austria mit schwachen Zahlen

16.05.2007

Im ersten Quartal 2007 ist der Gewinn bei der Telekom Austria zum ersten Mal seit vier Jahren gesunken. Die EU-Roaming-Regelung könnte die Erlöse weiter schrumpfen lassen. Die Auswirkungen seien jedoch noch nicht abzusehen, sagt TA-Chef Boris Nemsic.

Wegen bereits im Sinken begriffener Roaming-Preise, Aufbaukosten in Serbien sowie gestiegener Marketing-Aufwendungen und gesenkter Mobilfunk-Preise im Inland hat Österreichs größter Telekom-Konzern im Auftaktquartal 2007 einen Gewinnrückgang um knapp fünf Prozent erlitten.

Die Umsätze im Gesamtkonzern sind um 1,1 Prozent auf 1,146 Mrd. Euro gesunken.

Im Detail ist das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen [EBITDA] um 5,8 Prozent auf 474,9 Millionen Euro gesunken. Der Nettoüberschuss verringerte sich um 4,4 Prozent auf 147,2 Millionen Euro. Die Analysten hatten im Durchschnitt mit einem EBITDA von 477,1 Millionen Euro und einem Nettogewinn von 146,7 Millionen Euro gerechnet.

Zuwächse bei Mobilfunktöchtern

TA-Konzernchef Boris Nemsic bekräftigte seine Strategie, die Rückgänge am heimischen Markt mit Zuwächsen in Südost- und Osteuropa kompensieren zu wollen.

Alle drei bestehenden großen Mobilfunktöchter in Bulgarien, Kroatien und Slowenien hätten sich mit teils deutlichen zweistelligen Zuwächsen sehr zufrieden stellend entwickelt.

Die Zahl der Mobilfunk-Neukunden in der gesamten Gruppe habe sich im ersten Quartal 2007 gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf 326.600 verdoppelt, betonte er.

"Stabile Entwicklung" erwartet

Die Prognose für das Gesamtjahr hat Nemsic bekräftigt. Demnach erwartet der Konzern bei den Umsätzen im Gesamtjahr eine "stabile Entwicklung".

Die operative Gewinn-Marge (EBITDA-Marge) werde in Folge des Verfalls der Roaming-Großhandelspreise und auf Grund der Aufwendungen für die Aufnahme des Mobilfunk-Betriebs in Serbien und Mazedonien - etwa 60 Millionen Euro - um rund 1,5 Prozentpunkte zurückgehen, der Nettogewinn aber nach zwölf Monaten 2007 ebenso wie der Umsatz "nahezu stabil" bleiben.

Noch nicht berücksichtigt ist dabei allerdings die neue EU-Roaming-Verordnung, auf die sich EU-Staaten und Europaparlament am Dienstag geeinigt haben und die bereits ab dem Sommer eine schrittweise Absenkung der Handygebühren im europäischen Ausland bringen soll.

Durch die neue Bestimmung sollen die Gebühren für aktive Auslandshandygespräche auf Kundenebene im EU-Raum zunächst auf 49 Cent pro Minute [ohne Mehrwertsteuer] und dann in den kommenden drei Jahren schrittweise auf 43 Cent begrenzt werden. Für empfangene Roaming-Anrufe sollen Handykunden demnach zunächst nicht mehr als 24 Cent, später höchstens 19 Cent zahlen. Die Großhandelspreise unter den Netzbetreibern sollen in den drei Jahren auf 30 Cent, 28 Cent und dann 26 Cent begrenzt werden.

"Bei Handysubventionen sparen"

Nemsic zeigte sich am Dienstagabend in einem Interview mit der ZiB2 von den neuen EU-Roaming-Regeln wenig erfreut.

Eine Erhöhung der Inlandstarife im Gegenzug schloss er aus. Allerdings könnten die Mobilfunker bei den Handysubventionen sparen. "Derzeit werden eine Million Handys pro Jahr verschenkt - da könnten es weniger werden", sagte Nemsic. Außerdem schloss er auch negative Auswirkungen auf die Investitionspolitik nicht aus.

Eine Erhöhung der Inlandstarife wird auch von den Mitbewerbern der TA nicht erwartet. Bei der Endgeräteförderung könnte es jedoch Einschnitte geben.

Kein Sparprogramm

Ein neuerliches radikales Sparprogramm wie bei der Deutschen Telekom, die 50.000 Mitarbeiter auslagern will, schloss Nemsic am Mittwoch aus.

Während in Deutschland eine Handygesprächsminute elf Cent koste, liege der Preis in Österreich bei unter vier Cent. "Wir sind Lichtjahre vorne und kompetitiver und haben diese Phase schon hinter uns gebracht", erklärte er unter Verweis auf den Abbau von 6.500 Mitarbeitern in den vergangenen Jahren.

Zukauf in Bosnien geplant

Bekräftigt hat die Telekom ihr Interesse für die bosnische BH Telecom [Sarajevo]. Die Chancen für einen tatsächlichen Deal wollte Nemsic nicht kommentieren.

Außerdem rechnet die Telekom Austria für heuer laut Nemsic noch mit "mindestens einem weiteren Projekt in 'normaler' Größenordnung".

Derzeit hat die TA für "Wachstumsinvestitionen" in Ost- und Südosteuropa 2,65 Milliarden Euro zur Verfügung.

Aktie legt zu

Die Telekom-Aktie notierte am Mittwoch-Nachmittag bei 19,73 Euro, etwa ein halbe Prozent über dem Schlusskurs des Vortages.

(APA)