21.02.2000

ECHELON

Bildquelle: PhotoDisc

Lauschangriff auf Europa

Wenn am Dienstag und Mittwoch der "Ausschuss für Freiheiten und Rechte der Bürger, Justiz und Innere Angelegenheiten" des EU-Parlaments in Brüssel zusammen trifft, kann es in Sachen transatlantischen Datenschutzes in zweierlei Hinsicht spannend werden.

Zum einen wird in Anwesenheit mehrerer Abgeordneter zum US-Kongress der seit mehr als einem Jahr schwelende Konflikt über den Umgang mit Daten europäischer Bürger zwischen den USA und der EU erneut auf die Tagesordnung kommen.

Falls den USA auf Grund des dort üblichen Handels mit Konsumenten-Profilen der Status eines sicheren Drittlands ["safe haven"] aberkannt wird, könnte dies schwer wiegende Folgen für die Tätigkeit von US-Kreditkartenunternehmen in Europa haben.

Warum brisant

Was diese Untersuchung Campbells einigermaßen brisant macht, ist, dass sie dem britischen Geheimdienst vorwirft, im Dienste mindestens eines Nicht-EU-Staats [USA] Europas Bürger abzuhören.

Der Pariser Anwalt Jean-Pierre Millet hat mittlerweile angekündigt, wegen des Verdachts auf Wirtschaftsspionage Klage gegen die Regierungen der USA und Englands zu erheben.

Paralamentarier aus mehreren Ländern der EU haben eine offizielle Untersuchung gegen die Abhörtätigkeiten der USA in Europa eingeleitet. In den USA klagen Bürgerrechtsorganisationen unter dem "Freedom of Information Act" auf Herausgabe von Informationen über die Abhörtätigkeit der National Security Agency [NSA].

Was Mr. Campbell sonst noch macht

Im Sommer 1999 hatte eine TV-Reportage Campbells für Channel 4 eine heftige bilaterale Verstimmung zwischen England und Irland ausgelöst. Mithilfe eines Krans wurde in der Schaltzentrale eines Abhörturms des britischen Geheimdienstes GCHQ unter anderem Glasfaser-Equipment der British Telecom gefilmt.

Die Anlage ist dafür gebaut, die wichtigste Richtfunk-Strecke für Telefonie zwischen England und Irland abzuhören.