Längere Schutzfrist für die Beatles

17.05.2007

Ein Ausschuss des britischen Parlaments spricht sich für die Verlängerung der Schutzfristen von Musikaufnahmen von 50 auf 70 Jahre aus. Rund 7.000 Musiker sollen so länger in den Genuss von Tantiemen kommen.

Weil demnächst frühe Aufnahmen der Beatles und des britischen Barden Cliff Richards gemeinfrei werden, drängt die britische Musikindustrie seit längerem auf die Verlängerung der Schutzfrist von Tonaufnahmen.

Ein am Mittwoch veröffentlichter Report des House of Commons Culture Committee schloss sich der Meinung der Lobbyisten der Musikkonzerne an und sprach sich dafür aus, die Schutzfristen für Tonaufnahmen von derzeit 50 Jahren auf zukünftig 70 Jahre auszudehnen, berichtete die BBC.

Die Parlamentarier forderten die britische Regierung auf, sich bei der EU-Kommission für eine Verlängerung der Schutzfristen stark zu machen.

Der Parlamentsbericht zur britischen Kreativwirtschaft tritt auch für eine aktivere Rolle der Internet Service Provider bei der Bekämpfung von Urheberrechtsverletzungen in Online-Tauschbörsen und Social-Networking-Sites ein.

Autoren und Komponisten bevorzugt

Begründet wird der Schritt damit, dass auch die Werke von Autoren und Komponisten 70 Jahre lang geschützt sind. Es gebe keinen vernünftigen Grund, warum Tonaufnahmen nur 50 Jahre lang geschützt sein sollten, hieß es in dem Papier.

In den USA sind Tonaufnahmen im Vergleich dazu 95 Jahre lang geschützt. In Australien beträgt die Schutzfrist 70 Jahre.

Rund 7.000 Musiker und Sänger betroffen

Bei einer Beibehaltung der derzeitigen Regelung müsste etwa Cliff Richards ab 2009 auf die Tantiemen aus seinem 1958 aufgenommenen Song "Move it" verzichten. Der Beatles-Song "Love me do" [1963] würde im Jahr 2013 Gemeingut werden.

Insgesamt würden in den nächsten zehn Jahren rund 7.000 Musiker ihren Anspruch auf Tantiemen für Aufnahmen, die zwischen den späten 50er und 60er Jahren entstanden sind, verlieren, hieß es.

Expertenkommission anderer Meinung

Der Ausschuss des britischen Parlaments widersprach mit seiner Empfehlung einer von der britischen Regierung eingesetzten Expertenkommission, die sich im vergangenen Winter dafür aussprach, dass der Urheberschutz für Musikaufnahmen auch weiterhin 50 Jahre dauern soll.

Die vom britischen Finanzminister Gordon Brown eingesetzte Kommission unter Führung des frühereren Chefredakteurs der "Financial Times", Andrew Gowers, verwies im Dezember 2006 darauf, dass verlängerte Schutzfristen für Tonaufnahmen zu Lasten der Konsumenten gehen würden.

Tonträgerindustrie begrüßt Entscheidung

Während der Verband der Britischen Tonträgerindustrie [BPI] naturgemäß die Forderungen des parlamentarischen Ausschusses begrüßte, sprachen sich zahlreiche Organisationen, darunter die Libraries und Archives Copyright Alliance, dagegen aus: Die Balance zwischen Rechteinhabern und Konsumenten werde durch eine Verlängerung der Schutzfristen massiv gestört, hieß es.

(futurezone | BBC)