Krisentreffen im Finanzministerium
In den Konflikt bei der Deutschen Telekom [DT] hat sich nun auch die Deutsche Regierung eingeschaltet. Die Gewerkschaft ver.di warnt die Unternehmensspitze vor einem Alleingang beim Konzernumbau.
Das Hamburger Nachrichtenmagazin "Der Spiegel berichtete am Samstag vorab, dass sich am Mittwoch DT-Chef René Obermann, Finanzminister Peer Steinbrück, ver.di-Chef Frank Bsirske und SPD-Fraktionschef Peter Struck im Berliner Finanzministerium zu einem vertraulichen Spitzengespräch getroffen hätten.
Die Beratungen dauerten demnach rund zwei Stunden, ohne dass konkrete Vereinbarungen erzielt worden seien. Der Staat ist mit knapp 32 Prozent der Telekom-Anteile größter Aktionär des Unternehmens.
"Weg in den Abgrund"
Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di hat die Deutsche Telekom unterdessen davor gewarnt, die geplanten massiven Stellenverlagerungen gegen den Willen der Belegschaft durchzuboxen.
"Die Telekom-Führung muss ein hohes Interesse an einer Einigung haben, alles andere ist der Weg in den Abgrund", sagte Streikleiter Ado Wilhelm von der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di am Samstag.
Durch den Alleingang würde sich der Service nicht verbessern. Mindestens zwei Jahre lang, prophezeite Wilhelm, würde die Arbeit bei der Deutschen Telekom nicht mehr funktionieren.
Mit der Auslagerung von 50.000 Beschäftigten in T-Service will der Vorstand Kosten von bis zu 900 Millionen Euro jährlich einsparen. In fünf Verhandlungsrunden hatten sich die Tarifparteien nicht auf ein gemeinsames Vorgehen verständigen können. Die Telekom verlangt von den betroffenen Mitarbeitern Gehaltseinbußen von neun Prozent bei längeren Arbeitszeiten. Der Vorstand will Anfang Juli seine Pläne umsetzen und die drei neuen Servicegesellschaften gründen.
Erste Streikbilanz
Zugleich zog der Gewerkschafter gut eine Woche nach Beginn des Streiks ein erstes Fazit des Arbeitskampfes und seiner Auswirkungen: "Die Beschäftigten sind nach wie vor ungeheuer empört darüber, was die Telekom mit ihnen vorhat."
Mitarbeiter aus Bereichen, die bisher nicht zum Streik aufgerufen worden seien, drängten darauf, sich zu beteiligen. "Die Menschen sind hochmotiviert und lassen sich auch nicht durch die Einschüchterungsversuche vom Ausstand abhalten."
Dabei nannte Wilhelm unter anderem Prämien von 300 Euro für Streikbrecher, einseitige Anordnungen der Telekom zu Notdiensten, Bedrohungen oder den Einsatz von Tankgutscheinen für Beamte.
Seit fünf Wochen Arbeitsniederlegungen
Einschließlich Warnstreiks gebe es bei der Telekom bereits seit fünf Wochen Arbeitsniederlegungen mit entsprechenden Auswirkungen, betonte Wilhelm. Er nannte unter anderem die Auftragserledigung, die Bearbeitung der Aufträge im System und die Einrichtung von Anschlüssen.
"Aber nicht alles, was draußen nicht funktioniert, kann man uns in die Schuhe schieben", sagte er. In der kommenden Woche wollen erneut mehr als 10.000 DT-Beschäftigte in den Ausstand treten und Druck auf den Vorstand machen.
In der ersten Streikwoche hatten sich täglich bis zu 16.000 Mitarbeiter an den Streiks beteiligt.
(dpa)