Streit über Billig-Laptops

21.05.2007

Nicholas Negroponte, der Gründer der Initiative One Laptop per Child [OLPC], die arme Kinder in aller Welt mit Notebooks versorgen will, wirft dem Chip-Hersteller Intel vor, seinem Projekt mit dem Billig-Laptop "Classmate" schaden zu wollen.

Intel solle sich schämen, sagte Negroponte der BBC. Indem der Chip-Konzern seinen eigenen Billig-Laptop "Classmate" unter dem Herstellungspreis verkaufe, solle die von Negroponte gegründete Initiative vom Markt gedrängt werden. Der Chip-Hersteller habe seinem Projekt "enorm geschadet", beklagte Negroponte.

Intel weist Vorwürfe zurück

Intel-Chef Craig Barrett wies die Anschuldigungen Negropontes gegenüber dem US-TV-Sender CBS zurück. Intel wolle OLPC nicht vom Markt drängen, sondern jungen Leuten Computer zur Verfügung stellen. Er bezeichnete Negropontes Aussage wörtlich als "verrückt".

Dennoch sieht Barret zahlreiche Möglichkeiten der Zusammenarbeit zwischen der gemeinnützigen Initiative und Intel.

Laptops gegen die "digitale Kluft"

Sowohl Intel als auch Negropontes Projekt OLPC haben billige Laptops entwickelt, die dabei mithelfen sollen, die "digitale Kluft" zwischen Industrie- und Entwicklungsländern zu schließen.

Während OLPC die Laptops ausschließlich an Regierungen verkauft, die die Notebooks an arme Kinder verteilen sollen, hat Intel seine Billigrechner in das Innovationsprogramm "World Ahead" eingebettet.

Neben der Entwicklung erschwinglicher Computer setzt Intel dabei auch auf die Verbreitung von High-Speed-Internet-Zugängen. Die Kosten für den Intel-"Classmate" belaufen sich derzeit auf etwas mehr als 200 Dollar.

Der OLPC-Laptop schlägt pro Stück mit 176 Dollar zu Buche.

Zwischen den Fronten

Darüber hinaus würde Intel Broschüren an Regierungsstellen verteilen, die unter dem Titel "Die Schwachstellen des OLPC-Konzepts" das Intel-Konkurrenzprodukt "Classmate" ins rechte Licht rücken sollen.

Den Grund für Intels Vorgehen ortet Negroponte darin, dass beim OLPC-Laptop Chips des Intel-Konkurrenten AMD zum Einsatz kommen. Auf dem Chip-Markt herrsche ein harter Konkurrenzkampf zwischen Intel und AMD, sagte Negroponte der BBC: "Wir sind da zwischen die Fronten geraten."

Irgendjemand bei Intel habe das hauseigene Produkt mit einem Konkurrenzprodukt verglichen, meinte hingegen Barrett. So funktioniere nun einmal das Geschäft.

Vor Auslieferung

Intel hat nach eigenen Angaben bereits Bestellungen für "Tausende" Billig-Laptops vorliegen. Die OLPC-Initiative will noch im Oktober mit der Auslieferung mehrerer Millionen Laptops beginnen.

Der OLPC-Laptop soll in rund 30 Ländern zum Einsatz kommen, darunter Brasilien, Kolumbien, Libyen, Mexiko, Russland, die USA und Südafrika.

(futurezone | BBC)