Rolling Stones vor Besitzerwechsel

21.05.2007

In der Übernahmeschlacht um den britischen Musikkonzern EMI hat Konkurrent Warner offenbar den Kürzeren gezogen: Die EMI-Führung empfiehlt das Angebot der britischen Beteiligungsgesellschaft Terra Firma über 3,5 Milliarden Euro.

Das EMI-Direktorium riet den Aktionären, das am Montag bekannt gegebene Angebot über 265 Pence pro Anteilsschein und insgesamt 2,4 Milliarden Pfund [3,5 Milliarden Euro] für das britische Unternehmen anzunehmen.

Das sei "fair und angemessen". Die Anteilseigner müssen einem Verkauf noch zustimmen.

"Attraktivstes" Angebot

John Gildersleeve sagte, es habe mehrere Angebote gegeben, das von Terra Firma sei aber das "attraktivste" gewesen. Es gebe dabei keine Unsicherheiten bei der Genehmigung durch die Behörden und bringe sofort Bargeld.

Terra-Firma-Chef Guy Hands sagte, das Geschäft würde es dem Musikkonzern ermöglichen, seine führende Position durch digitale und Online-Strategien auszubauen.

EMI, das Künstler wie die Rolling Stones, Coldplay, Robbie Williams und Norah Jones unter Vertrag hat, hatte erst im März ein Angebot des zweitgrößten Musikkonzerns Warner über 3,1 Milliarden Euro abgelehnt.

Terra Firma wolle EMI als Ganzes erhalten, erklärte eine mit dem Geschäft vertraute Person. Zudem solle das jetzige Management im Amt bleiben.

Aktie als Börsenfutter

Noch scheint das letzte Wort nicht gesprochen worden zu sein - auch wenn EMI und Terra eine Vertragsstrafe von 35 Millionen Euro vereinbart haben, falls der Musikkonzern aus dem Abkommen aussteigen sollte.

Die Anleger zumindest rechnen mit einer noch höheren Gegenofferte aus dem Bieterkreis, dem auch der US-Konkurrent Warner Music angehört: Die Händler trieben den Aktienkurs von EMI an der Londoner Börse um 9,3 Prozent auf 271 Pence in die Höhe und damit über den von Terra in Aussicht gestellten Preis.

EMI hat als erster der vier großen Musikkonzerne angekündigt, seinen Katalog ohne Kopierschutzbeschränkungen im Internet verkaufen zu wollen.

Warner blitzte mehrfach ab

Die Londoner "Times" hatte zuletzt berichtet, Warner Music wolle sein Angebot für EMI erneut um bis zu 146 Millionen Euro aufstocken. Warner hatte mehrfach versucht, mit EMI zu fusionieren.

EMI lehnte stets ab, obwohl Warner das Angebot mehrfach aufstockte. Zuletzt hatten sie im Juli 2006 wegen Kartellbedenken auf ein Zusammengehen verzichtet, nachdem die EU Bedenken gegen den Zusammenschluss von Sony Music mit Bertelsmann angekündigt hatte.

Im vergangenen Jahr lehnte EMI ein Übernahmeangebot des Finanzinvestors Permira ab, weil der Musikkonzern mit dem Preis nicht zufrieden war.

Neben Warner haben auch Finanzinvestoren wie Fortress, Cerberus und One Equity Interesse an EMI bekundet.

Die Londoner "Times" berichtete, das Zusatzangebot sei Ausdruck der Zuversicht von Warner-Chef Edgar Bronfman, dass die Kartellbehörden eine Fusion der beiden Musikkonzerne billigen würden.

Weniger Gewinn für EMI

Warner Music hatte zuletzt wegen starker Rückgänge im CD-Verkauf schwache Quartalszahlen gemeldet. Auch der Abbau von 400 Stellen wurde kolportiert.

EMI macht ebenfalls die Schwäche des Musikmarktes zu schaffen. Das Unternehmen teilte am Montag mit, im vergangenen Geschäftsjahr sei der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Steuern um 61 Prozent auf 62,7 Millionen Pfund [91,7 Millionen Euro] gefallen. Die Terra-Offerte bewertet den Konzern mit 4,7 Milliarden Euro.

(futurezone | Reuters | AFP)