Neue Formate sollen CD-Single retten
Großbritannien entwickelt sich immer zum Testfeld für neue Musik-CD-Formate, mit denen die Industrie ihre Umsatzprobleme in den Griff zu bekommen versucht:
Nachdem Supermarktketten in GB massiv in den CD-Markt eingestiegen sind, ist der Absatz zwar gegen den weltweiten Trend zuletzt gestiegen, allerdings sanken die Preise und damit auch der Umsatz und nicht zuletzt hat die Single als Format massiv verloren.
Gegen diesen Trend will die britische Musikindustrie jetzt drei neue Single-Formate ins Rennen schicken: Zwei in Kreditkartengröße, von denen eine auch Handyklingeltöne beinhaltet, und eine neue Multimedia-Single mit Videos und anderen Zusatzinhalten.
Der digitale Musik-Download könnte nach Meinung des internationalem Phonoverbandes IFPI schon bald das Ende der Single einläuten. Weltweit sei der Verkauf von CD-Singles um rund 16 Prozent gefallen, in Deutschland betrug der Rückgang mehr als 20 Prozent.
Deutschland: Musikbranche mit Umsätzen wie 1990Sonderweg Großbritannien
In Großbritannien hat sich ein regelrechter Preiskampf auf dem Musikmarkt entwickelt, nachdem Supermarktketten wie Tesco und Asda ins CD-Geschäft eingestiegen sind.
Im größten Musikmarkt Europas und dem drittgrößten nach den USA und Japan wurden danach innerhalb eines Jahres mehr Alben verkauft als je zuvor. Über 228 Millionen Alben gingen zwischen Juni 2002 und Juni 2003 über die britischen Ladentheken - drei Prozent mehr als im Jahr davor. Laut den Zahlen der British Phonographic Industry [BPI] konnte man bereits das fünfte Jahr in Folge die 200-Millionen-Grenze überschreiten.
Die britische Musikindustrie erkauft sich den Rekordabsatz allerdings teuer: Der Durchschnittspreis für eine CD ist laut BPI auf 9,79 Pfund [13,77 Euro] gesunken - damit sank trotz gestiegener Verkäufe auch der Gewinn aus dem Albumgeschäft um zwei Prozent.
"Die Kunden haben uns wiederholt gesagt, dass sie mehr Musik kaufen würden, wenn die Preise erschwinglicher werden", sagte Asda-Sprecherin Rachel Fellows im "Guardian". Ihr Dogma: "Wenn man einen guten Preis macht, wird man mehr verkaufen."
Durch die sinkenden Album-Preise erscheinen Singles, die durchschnittlich vier Pfund [5,63 Euro] kosten, den Konsumenten aber umso teurer. Im Single-Segment hat die Musikindustrie daher am meisten von den File-Sharing-Börsen im Internet zu befürchten. Die Nachfrage in diesem Bereich habe sich in den letzten fünf Jahren halbiert, so die BPI.
IFPI: Downloads killen Musik-SinglesKreditkarten-Format
Die "Pocket Single" hat Kreditkartenformat und soll neben der Musik auch eine Video beinhalten.
Im gleichen Format soll die "Ringtone Single" kommen, die aber statt des Videos das Musikstück als Handyklingelton mitbringt. Dabei soll die Melodie sowohl monophon als auch polyphon zur Verfügung stehen.
Wie der Klingelton im Detail von der CD auf das Handy überspielt werden kann, wurde bislang aber nicht erklärt.
Klingeltöne verkaufen sich in Großbritannien mittlerweile besser als CD-Singles. Die Klingelton-Verkäufe sollen laut der Mobile Data Association [MDA] in diesem Jahr um 60 Prozent zunehmen.
Klingelton-Verkauf überholt Musik-SinglesAlles Multimedia
Zu den Singles in Kreditkartengröße soll ein weiteres Singleformat noch vor Weihnachten auf den Markt kommen, dass "deutlich mehr" Inhalte als bisherige Multimedia-CDs enthält.
Offensichtlich handelt es sich dabei um einen ähnlichen Ansatz wie bei der "Dual Disc".
Diese ist auf der einen Seite DVD und auf der anderen CD und soll alle Vorteile der DVD[-Audio] mit sich bringen. Der reine Musikteil soll aber gleichzeitig auch auf herkömmlichen CD-Playern abspielbar sein.
"Dual Disc" soll Musik-CD ablösen