Roaming-Tarifsenkung beschlossen
Das EU-Parlament hat am Mittwoch die Senkung der Roaming-Tarife abgesegnet. Laut Medienkommissarin Viviane Reding könnte es billige Auslandstarife für Handygespräche im besten Fall ab August geben. Heimische Mobilfunkbetreiber denken nun über eine Senkung der Subventionen für Handys nach.
Das EU-Parlament hat am Mittwoch mit großer Mehrheit die schrittweise Begrenzung der End- und Großkundentarife für Handygespräche im Ausland beschlossen.
Telekom-Minister müssen zustimmen
Die Telekom-Minister müssen die Verordnung bei ihrem Treffen am 7. Juni noch formal absegnen. Im besten Fall könnten die Roaming-Kosten damit ab August deutlich sinken, sagte Reding am Mittwoch im EU-Parlament.
In Kraft tritt die Verordnung mit Veröffentlichung im EU-Amtsblatt - voraussichtlich am 29. Juni.
Bereits am vergangenen Mittwoch signalisierten die EU-Staaten ihre prinzipielle Zustimmung zur Absenkung der Handy-Auslandsgebühren
Mobilfunker am Zug
Die Mobilfunkbetreiber haben dann bis zu einen Monat Zeit, den Kunden entsprechende Angebote vorzulegen, beziehungsweise wenn ein Kunde den Schutztarif wünscht, maximal vier Wochen, um die Abrechnung umzustellen.
Reagiert ein Handykunde nicht, gilt der neue Schutztarif automatisch nach drei Monaten.
Maximal 49 Cent pro Minute
Laut Verordnung dürfen getätigte Anruf im ersten Jahr maximal 49 Cent pro Minute kosten, im zweiten Jahr höchstens 46 Cent und im dritten 43 Cent.
Die Kosten für die Annahme eines Handytelefonats im EU-Ausland werden im ersten Jahr mit maximal 24 Cent pro Minute begrenzt, mit 22 Cent im zweiten Jahr und 19 Cent im dritten. dazu kommt noch die jeweilige Mehrwertsteuer.
Handysubventionen könnten sinken
An den Preisen im Inland sollen die billigeren Auslandstelefonate nichts ändern betonten die heimischen Mobilfunkbetreiber unisono. Anders könnte das bei den Stützungen für Handys ausschauen, wo zumindest teilweise über höhere Gerätepreise nachgedacht wird.
Die Mobilfunker verwiesen auch auf einen erheblichen Umstellungs- und Informationsbedar, der bis zu drei Monate in Anspruch nehmen könnte und betonten, dass sie ohnehin schon günstigere Roaming-Gebühren anbieten.
Der UMTS-Anbieter "3" verwies darauf, dass bereits seit Anfang des Jahres für alle Kunden innerhalb der Länder, in den "3" vertreten ist, kein Roaming anfällt.
Die österreichischenMobilfunkbetreiber warnten auch davor, dass sich sinkende Einnahmen durch die wegfallenden Roaming-Gebühren auf die Investitionen und damit die Innovationskraft auswirken könnten.
"Guter Tag für die Konsumenten"
Parlamentarier und EU-Kommission sprachen am Mittwoch von einem "guten Tag für die Konsumenten". Nun sei es an den Telekom-Ministern die Verordnung so rasch wie möglich in Kraft zu setzten. "Millionen von Konsumenten warten darauf", sagte der Berichterstatter im EU-Parlament, der ÖVP-Abgeordnete Paul Rübig.
Bisher seien die Kosten für die Handyrechnung nach dem Urlaub manchmal höher gewesen, als für die Unterkunft, sagte Rübig. Diese unangenehmen Überraschungen sollten künftig verhindert werden.
Mit der Verordnung müssten Handykunden außerdem künftig bei einem Grenzübertritt automatisch über die Roaming-Gebühren informiert werden. "Im Restaurant stehen die Preise auf der Speisekarte, das soll es künftig auch im Mobilfunk geben", sagte Rübig in der Debatte im Parlament.
Daten-Roaming im Visier
Medienkommissarin Viviane Reding erklärte, mit dem Beschluss habe die lange Geschichte der überhöhten "Roaming-Kosten" ein Ende. Die nun beschlossenen Obergrenzen für Handy-Telefonate im Ausland lägen um "bis zu 70 Prozent unter den heutigen Normgebühren".
Gleichzeitig drohte die Kommissarin den Mobilfunkunternehmen mit Tarifregulierungen auch bei grenzüberschreitenden Datentransfer und SMS. Die Kommission werde den Markt gemeinsam mit den Regulierungsbehörden genau beobachten und sollten die Preise nicht runter gehen, "werden wir nicht zögern die Alarmglocken zu läuten".
(futurezone | APA)