Das Analoge bestimmt die Qualität
Österreichs Mikrochip-Erzeuger suchen dringend Designer für Analogchips. Gefragt sei profundes Elektronikwissen mit Physik- und Mathematikkenntnissen, gepaart mit Verständnis für digitale Rechenprozesse, sagt Mario Manninger, der seit 25 Jahren analoge Chips entwirft.
"Es ist nun einmal so, dass die analogen Bauteile eines elektronischen Geräts die Gesamtqualität bestimmen", sagt Manninger, Director Engineering bei austriamicrosystems, einem führenden Produzenten analoger Chips.
"Im Analogbereich geht es bekanntlich um die Qualität der Signale, zum Beispiel um den Rauschabstand", sagt Manninger, und da diese Analogchips an der Schnittstelle zum Menschen sitzen, entscheide es sich hier, ob ein MP3-Player nun gute Musikqualität liefere oder eben nicht. Ganz ähnlich verhalte es sich mit den Komponenten, die das Power-Management z. B. in Handys steuern, auch das alles sei rein analog.
Analog boomt
Was in den letzten Jahren an Schlagworten wie "wearable" oder "ubiquituous computing" durch die IT-Welt gegeistert ist, hat somit wesentlich mehr mit analogen Komponenten zu tun als mit digitalen.
Die steigende Nachfrage nach Analogchips, die mit dem Boom digitaler Kleingeräte zwangsläufig einhergeht, hat zu einer steigenden Nachfrage nach spezialisierten Arbeitskräften geführt. Die steirischen Chipstandorte von austriamicrosystems, Infineon und NXP verlangen dringend nach neuen Ingenieuren und Ingenieurinnen, die allerdings ganz bestimmte Fähigkeiten aufweisen müssten, die in den letzten Jahren rar geworden sind.
Während das digitale Chipdesign programmgesteuert und hochautomatisiert vollständig am Computer passiert, "ist für uns der Computer nur ein Hilfsmittel, wie früher der Taschenrechner und ehedem der Rechenschieber", sagt Manninger, der seit 1984 analoge Chips entwirft.
Zu dieser Zeit hatten analoge Chips längst begonnen, den damals üblichen Aufbau von Schaltungen in Einzelteilen auf kupferbeschichteten Platinen abzulösen.
Maßgeschneiderte Lösungen
Der Vorteil der Integration auf einem Silizium-Wafer gegenüber dem Aufbau von Schaltungen auf einer Platine bei gleicher Funktionalität liege auf der Hand.
Während der Elektroniker früherer Zeiten auf eine beschränkte Zahl von fertigen Bauteilen angewiesen war, kann der Analogchip-Designer Transistoren, Dioden, Kondensatoren und Spulen mit genau den erwünschten Eigenschaften sozusagen maßschneidern.
"Wir definieren und optimieren jedes Bauteil hin auf die Gesamtfunktion", sagt Manninger. Damit ist eine höhere Qualität des Chips insgesamt zu erreichen, von der um Dimensionen kleineren Abmessung und dem weit geringeren Stromverbrauch gegenüber der Platine einmal abgesehen.
Das Design selbst ist also eine "sehr kreative Angelegenheit, für die gute Elektronikkenntnisse unbedingt nötig sind, physikalische Kenntnisse besonders zum Aufbau des Wafers und natürlich Mathematik. Computer sind da nur Mittel zum Zweck", sagt Manninger.
Digitalkenntnisse vorausgesetzt
Und weil auf den analogen Chips praktisch immer auch "etwas Digitales" enthalten sei - zum Beispiel ein analoger Sound-Chip mit integriertem [digitalem] MP3-Prozessor -, seien einschlägige Digitalkenntnisse ebenso unerlässlich.
Diese Anforderungen sind bei binären Digitalchips, die mit fixen Spannungen und Strömen arbeiten, gänzlich anders als bei Analogchips, die grundsätzlich variable Ströme und Spannungen zu verarbeiten haben.
Chipdesigner gesucht
Allein bei den drei großen steirischen Unternehmen austriamicrosystems, NXP und Infineon werden bis Jahresende an die 300 Mitarbeiter fehlen, den Löwenanteil machen Jobs aus, für die Analogkenntnisse benötigt werden.
Anscheinend interessieren sich zu wenige junge Steirer für diese hochspezialisierten Jobs. Die betroffenen Unternehmen haben bereits auf den Arbeitskräftemangel reagiert und setzen momentan verstärkt auf Spezialisten aus dem Ausland.
Die auf der Ausbildungsebene gesetzten regionalen Initiativen greifen nämlich nur langsam. Die drei Größen des steirischen Chipgeschäfts arbeiten hier sowohl mit der TU Graz als auch mit der Fachhochschule Joanneum in Kapfenberg zusammen, dazu kommen eigene Fachklassen für Halbleiter an einer Grazer HTL.
Weder die Anmeldungen für die angebotenen Studiengänge noch der Output an Ingenieuren können bis dato den Bedarf an Arbeitskräften decken.
Serie, nächster Teil
Im nächsten Teil der Serie lesen Sie, welche Angebote im Detail für eine Ausbildung zur Verfügung stehen. Die Chancen auf dem Arbeitsmarkt sind für die Absolventen jedenfalls hervorragend.
(futurezone | JUK04 FH Joanneum)