Europa ist Schmalband-Zone
"Europa muss seine Internet-Kapazitäten massiv aufrüsten, um im Vergleich zu den USA und Asien wettbewerbsfähig zu bleiben." Zu diesem Ergebnis kommt der Unternehmensberater Arthur D. Little in einer weltweiten Studie.
Der Breitbandzugang zum Internet wird darin als das Rückgrat der wissensbasierten Gesellschaft bezeichnet. Ein Zurückbleiben verringere die Standortattraktivität, koste Wachstum und damit Arbeitsplätze.
Derzeit sei Europa im Vergleich mit den USA und Asien der Kontinent mit dem langsamsten Zugang zum Internet. In den USA hätten die Internet-User im Schnitt einen vier bis acht Mal, in Asien sogar einen vier bis 16 Mal leistungsfähigeren Zugang zum Internet, heißt es in der Pressemitteilung von Arthur D. Little Österreich.
Damit drohe Europa in der Entwicklung neuer, zukunftsträchtiger Geschäftszweige gegenüber anderen Kontinenten zurückzubleiben.
Am weitesten verbreitet ist Breitband demnach in Südkorea, Hongkong und Taiwan, wo bereits zwischen 40 und 80 Prozent der Bevölkerung einen "schnellen" Zugang zum Internet haben. In der zweiten Gruppe [20 bis 40 Prozent der Bevölkerung] rangieren die Niederlande, Belgien, die USA, Schweden und Österreich, in der dritten, am wenigsten entwickelten Gruppe [bis 20 Prozent] Großbritannien, Spanien, Deutschland, Frankreich und Italien. Schlusslichter mit einer Breitband-Verbreitung von unter fünf Prozent sind die meisten süd- und osteuropäischen Länder, wie Kroatien und Tschechien.
WKÖ: Steuersenkung für Breitband gefordertBandbreiten-Verwirrung
Der rasche Vormarsch der Breitbandtechnologien in Ländern wie Südkorea ist laut der Studie auf drei Faktoren zurückzuführen:
erstens auf ein klares Bekenntnis der Regierung zur Informationsgesellschaft, zweitens auf niedrige Preise für Netzanschlüsse und PCs und drittens auf klare rechtliche Rahmenbedingungen, welche die "elektronische Piraterie" [illegale Nutzung von Musik- und Video-Downloads] eindämmen helfen.
In Österreich haben laut Studie 19 Prozent der Haushalte einen Breitbandzugang. Dem stehen allerdings die erst am Dienstag veröffentlichten Zahlen der Statistik Austria entgegen.
Demanch haben 1,2 Millionen österreichische Haushalte einen Zugang zum Internet - das entspricht einem Anteil von 36 Prozent. 27 Prozent oder 330.000 Haushalte mit Internet-Zugang steigen demnach über eine Breitbandverbindung ins Netz ein, das sind 9,7 Prozent aller Haushalte gegenüber 19 Prozent laut Arthur D. Little.
Die verschiedenen Zahlen dürften sich allerdings auch aus unterschiedlichen "Breitband"-Definitionen ergeben, die sowohl national und erst recht international drastisch voneinander abweichen.
Laut der Weltorganisation für Telekommunikation [ITU] beginnt Breiband bei 2.048 KBit/s. Laut der heimischen Rundfunk- und Telekom-Regulierungsbehörde ist allerdings schon ab 512 KBit/s von Breitband zu sprechen. Und in Südkorea muss man ab 2005 schon 20 MBit/s haben, um breitbandig im Netz zu surfen.
Statistik Austria: 1,2 Mio. Haushalte im InternetAusblick
Die Studienautoren schätzen für Europas Breitbanddienste im Jahr 2003 ein Umsatzvolumen in einer Größenordnung von 9,2 Mrd. USD [7,92 Mrd. Euro]. Das sei doppelt so viel wie 2002 [4,5 Mrd. USD]. Bis zum Jahr 2008 werde sich dieser Umsatz auf 34 Mrd. USD erhöhen.
Laut Studie werden 70 Prozent der weltweiten Umsätze von Breitband-Netzbetreibern mit "Flat Rates" erzielt. Im Durchschnitt zahlen die Breitbandbenützer weltweit rund 40 USD je Monat für ihren Internet-Zugang.
Bis zum Jahr 2008 erwartet die Arthur-D.-Little-Studie in Österreich einen Anstieg der Breitband-Marktdurchdringung von 19 auf 40 Prozent.
Die Verbreitung des Breitband-Internet-Zugangs wird sich demnach von heute rund 600.000 Haushalten in Österreich auf mehr als eine Million Haushalte im Jahr 2005 und knapp 1,3 Millionen Haushalte bis zum Jahr 2008 steigern. Auch werde der Markt - wenn auch nicht im selben Ausmaß - vom Umsatz her wachsen: von 240 Mio. Euro 2003 auf 430 Mio. Euro 2008.
Breitbandinitiative ohne Effekt