TA: Kundenfang mit allen Mitteln
Die heimischen Internet-Provider werfen der Telekom Austria [TA] vor, mit rechtswidrigen Mitteln auf Kundenfang zu gehen: Anhand der Whole-Sale-Daten seien dezidiert Kunden von alternativen Providern angesprochen und deren Preise unterboten worden. Teilweise wurden sie sogar ohne Vorwarnung "zwangsumgestellt".
Wer in den letzten Tagen sein Internet nicht nutzen konnte, könnte unter Umständen einem neuen "Abwerbungsversuch" der Telekom Austria [TA] ins Netz gegangen sein: Auf der Suche nach neuen Festnetz- [und damit Internet-]Kunden hat die TA laut dem Verband der österreichischen Internet Service Provider [ISPA] ihre Marktmacht ausgenutzt und zudem den Datenschutz verletzt.
Zwangsumstellung zum Kundenkeilen
Und zwar nicht nur mit - laut ISPA ungefragten und damit eigentlich ungesetzlichen - Werbeanrufen, sondern auch auf eher dreiste Art: Rund 50 Kunden seien "zwangsumgestellt" worden, so ISPA-Chef und Technikchef bei Inode/UPC, Roland Türke, gegenüber ORF.at, und das ohne Vorankündigung.
Aufgefallen sei die Aktion dadurch, dass die [in diesem Fall] Inode-Kunden beim Kundenservice der Inode angerufen hätten, um sich zu beschweren, dass sie offline sind.
Bis zu drei Tage offline
Die TA hatte es nämlich offenbar verabsäumt, ihren "neuen" Kunden die notwendigen Zugangsdaten rechtzeitig zuzustellen. Die Daten wurden mit bis zu drei Tagen Verspätung geliefert.
Laut Türke sind von diesen 50 Kunden 25 bei der TA hängen geblieben - das entspricht einer Erfolgsquote von 50 Prozent.
Firmen dürfen auf elektronischem Weg, also via Telefon, Fax, SMS oder E-Mail, nur mit ausdrücklicher Zustimmung eines Konsumenten werben. Die TA lässt sich die Einwilligung in neuen AGBs versteckt geben.
Im ersten Quartal 2007 ist der Gewinn bei der Telekom Austria zum ersten Mal seit vier Jahren gesunken.
Kundendaten aus Whole-Sale-Verträgen
Die dazu notwendigen Daten hat die TA laut ISPA aus den Whole-Sale-Verträgen. Mit diesen Verträgen beziehen die Alternativen bestimmte Vorleistungen [Leitungen] von der TA, um sie dann ihren eigenen Kunden anbieten zu können.
Die Kundendaten aus diesen Whole-Sale-Verträgen seien jedoch widerrechtlich benutzt worden, um gezielt Kunden der Konkurrenz [in diesem Fall Inode] abzuwerben, so der Vorwurf der ISPA.
Inode hatte Tage zuvor, wie gesetzlich vorgeschrieben, wegen geänderter AGBs eine Änderungskündigung an ihre Kunden ausgeschickt.
Diese Möglichkeit wurde laut Türke von den TA-Mitarbeitern ausgenutzt, um diese Kunden nach der Art "Grüß Gott, wir sind von der Telekom Austria, sie sind Inode-Kunden und haben gerade eine Änderungskündigung erhalten, dürfen wir ihnen ..." zu keilen, so Türke. Dabei seien auch Mitarbeiter der Inode angerufen worden.
Zuletzt zog Tele2UTA gegen die Telekom Austria wegen "irreführender Werbung" für den Breitbandanschluss "aonSpeed Flat" vor Gericht.
Verletzung des Datenschutzes
Die ISPA sieht in der Aktion der TA vor allem eine Verletzung des Datenschutzes, da die Daten aus den Whole-Sale-Verträgen per Vertrag eben genau nicht dazu genutzt werden dürften, Kunden der Mitbewerber anzusprechen.
Mit den Preisen, die unter den Kosten der Alternativen liegen, die diese selber für eine TA-Leitungen zahlen müssen, habe die TA zudem ihre Marktmacht ausgenützt, weil kein Alternativer da mithalten kann.
Der TA ist es auf Grund ihrer Marktmacht untersagt, unter den eigenen Bedingungen für die Konkurrenz auf dem Endkundenmarkt Produkte anzubieten. Die "neuen" Angebote scheinen laut ISPA auch nicht im regulären Leistungskatalog der TA auf.
Interne Prüfung bei der TA
In der TA selbst ist man derzeit um Aufklärung bemüht, wie Sprecherin Sigrid Bachinger gegenüber ORF.at erklärt: "Wir nehmen die Vorwürfe sehr ernst, derzeit läuft eine interne Prüfung."
Gegenüber der ISPA hat die TA laut Generalsekretär Kurt Einzinger und Türke ihren Fehltritt bereits gestanden: "So was passiert, tut uns Leid", zitierte Einzinger die Reaktion der Telekom Austria auf die Vorwürfe.
(futurezone | Nadja Igler)