CBS kauft last.fm
Der US-Medienkonzern CBS erwirbt den unter österreichischer Beteiligung gegründeten, in London ansässigen Musikempfehlungs- und Online-Radiodienst last.fm für 280 bis 320 Millionen Dollar. Last.fm soll als eigenständiges Unternehmen erhalten bleiben.
Der vor fünf Jahren unter anderem vom Österreicher Martin Stiksel gegründete Online-Musikdienst sei damit das am besten bewertete Web-2.0-Unternehmen Europas, teilte last.fm in einer Aussendung mit.
"Aufregende neue Entwicklung"
Stiksel bezeichnete den Verkauf an den US-Mediengiganten in der Aussendung als "aufregende neue Entwicklung".
Last.fm wolle nun mit Hilfe von CBS seinen Dienst ausbauen. Mit einem starken Partner wie CBS sei das Ziel des Unternehmens, jeden Song und jedes Musikvideo der Welt anbieten zu können, in Reichweite gerückt, so Stiksel.
Last.fm, das seinen Nutzern mit Hilfe kollaborativer Filtermethoden personalisierte Radio-Streams zur Verfügung stellt und auf Basis gemeinsamer Hörgewohnheiten Musikempfehlungen gibt, zählt derzeit rund 20 Millionen Nutzer in mehr als 230 Ländern. Vor kurzem wurden auch Musikvideos in das Angebot aufgenommen.
Weiterhin eigenständiges Unternehmen
Last.fm soll als eigenständiges Unternehmen unter Führung des derzeitigen Managements erhalten bleiben. Als Teil der Vereinbarung sollen Stiksel und die last.fm-Mitbegründer Felix Miller und Richard Jones das Online-Netzwerk weiterhin unabhängig leiten, hieß es.
Zusammen mit Stefan Glänzer, der als früher Investor die Gründer operativ unterstützt, werde das Management-Team von last.fm mit allen relevanten CBS-Abteilungen zusammenarbeiten, und somit seine Community-Building- und Technologiekompetenz auf die CBS-Online- und Mobil-Angebote ausweiten, teilte das Unternehmen weiter mit.
Größter US-Radiokonzern
CBS ist mit mehr als 170 Radiostationen der größte Radiokonzern der USA. CBS-Geschäftsführer Leslie Moonves bezeichnete last.fm als eine der am schnellsten wachsenden Online-Communitys. CBS habe eine "dynamische, aktive" Community und "großartige" Technologie gekauft, sagte Moonves gegenüber der BBC.
Last.fm soll dem US-Radiogiganten nun dabei helfen, jüngere Publikumsschichten anzusprechen und die Online-Reichweite des Konzerns zu erhöhen, so der Medienmanager.
"Monetarisierungspotenziale"
"Wir haben in last.fm ein Unternehmen gefunden, das an einem entscheidenden Punkt angelangt ist - das Gleichgewicht zu halten zwischen schnellem Wachstum, einer eingeschworenen Community und
Monetarisierungspotenzialen, die die User nicht abschrecken", sagte Quincy Smith, President von CBS Interactive.
Über einen Verkauf von last.fm wurde bereits seit längerem spekuliert. Zuletzt war Gerüchten zufolge auch der US-Medienkonzern Viacom als Interessent im Gespräch. "Angebote haben wir schon vor Jahren bekommen. Wir wollen last.fm aber zu dem machen, was auch im Namen steckt: die letztgültige Anlaufstelle für Musik im Netz. Bevor wir unsere diesbezüglichen Visionen nicht umgesetzt haben, ist jede Spekulation über einen Verkauf sinnlos", sagte Stiksel vergangenen Oktober im Interview mit ORF.at.