Plauderstunde mit Gates und Jobs
Erstmals seit 14 Jahren haben Apple-Chef Steve Jobs und Microsoft-Gründer Bill Gates am Mittwoch ein gemeinsames Interview gegeben. Statt eines harten Schlagabtauschs dominierten scherzhafte Sticheleien und ein sentimentaler Rückblick auf 30 Jahre gemeinsame Geschichte die Unterhaltung.
Mit Spannung wurde das Aufeinandertreffen der einflussreichsten Köpfe der IT-Welt bei der jährlichen Technologiekonferenz des "Wall Street Journal" erwartet.
Am Mittwoch war es dann so weit, im kalifornischen Carlsbad standen die Pioniere der Computerindustrie erstmals nach vielen Jahren gemeinsam auf einer Bühne.
Zielgruppengerechte Uniformen
Zwar waren dabei rein optisch große Unterschiede sichtbar: der glatt rasierte Gates in Stoffhose und Hemd trifft auf Dreitagesbart Jobs in charakteristischem schwarzem Rollkragenshirt, Jeans und Sportschuhen. Im Mittelpunkt des Gesprächs standen dann jedoch vor allem die Gemeinsamkeiten.
Gegenseitiges Schulterklopfen
Mit scherzhaften Sticheleien und in teilweise sentimentaler Stimmung erinnerten sich Gates und Jobs im lockeren Plauderton an gemeinsame frühe Tage und klopften einander verbal auf die Schultern.
Das gemeinsame Interview von Gates und Jobs steht auf der Website der Konferenz "D:All Things Digital" als Videomitschnitt in sieben Teilen zur Ansicht bereit.
Jobs mit dem gewissen Gespür
Auf die Frage, was die beiden jeweils am anderen schätzen, sagte Gates, er würde vieles darum geben, ein solches Gespür wie Jobs zu haben. Jobs' Entscheidungen gründeten auf einem ausgeprägten Sinn für Menschen und Produkte.
Gates mit Ahnung von Software
Jobs lobte an seinem Konkurrenten: "Bill hat die Wichtigkeit von Software erkannt und das erste Software-Unternehmen aufgebaut, lange bevor alle anderen irgendeinen Schimmer davon hatten."
Er würdigte zudem Gates' Wohltätigkeit. "Ich glaube, die Welt ist ein besserer Platz, weil Bill realisiert hat, dass es nicht sein Ziel sein kann, irgendwann reichster Typ auf dem Friedhof zu sein", so Jobs.
Einen erheblichen Teil seines Vermögens stiftet Gates, der in der "Forbes"-Liste seit Jahren als reichster Mann der Welt geführt wird, für wohltätige Zwecke.
Gates codete für Jobs
Die beiden Unternehmen verbinde trotz aller Rivalität eine lange Partnerschaft, so Jobs. Gates programmierte für den Apple II für ein Entgelt von 31.000 Dollar die Gleitkomma-Arithmetik.
Heutzutage sei ironischerweise etwa der Prozessor, den Apple bis vor kurzem in seinen Macs verwendet hat, in der Xbox 360 zu finden, so Gates.
Alternde Kumpel
Angesprochen auf die Gemeinsamkeiten sagte Jobs: "Früher waren wir beide immer die Jüngsten in unserem Geschäft." Mit Blick auf Gates weiter: "Ich weiß nicht, wie es Dir geht, aber heute bin ich im Büro eigentlich immer der Älteste."
Die Beziehung der beiden zueinander definierte Jobs mit den Worten: "Ich glaube ja, die meisten Dinge im Leben kommen entweder in einem Bob-Dylan- oder Beatles-Song vor. Und eine Zeile aus einem Beatles-Song trifft hier ganz klar zu: 'You and I have memories Longer than the road that stretches out ahead' [aus 'Two Of Us']."
(futurezone | Reuters | dpa)