"SZ": Pauly war Schmiergeld-Schleuser
Laut "Süddeutscher Zeitung" soll der am Vortag zurückgetretene Deutsche-Telekom-Vorstand und frühere Siemens-Manager Lothar Pauly angeblich jene Siemens-Schmiergeldzahlungen gesteuert haben, die über Österreich gelaufen sind.
Ein früherer Siemens-Manager habe den deutschen Ermittlern erzählt, Pauly sei bei dem österreichischen System der schwarzen Kassen "federführend" gewesen, berichtete die "Süddeutsche Zeitung" am Freitag. Paulys Rechtsanwalt dementierte jede Beteiligung des Managers.
Geheimkonten in Österreich
Die Zeitung berichtet von einem E-Mail-Verkehr zwischen Pauly und einem Mitarbeiter am 31. März 2000, in dem die Geheimkonten in Österreich explizit erwähnt worden sein sollen. Darin hieß es laut Bericht, dass eine Zahlung an einen Berater in Asien vermasselt worden sei, der dort die Aufgabe gehabt hätte, in der Telekommunikationsbranche Aufträge für Siemens zu besorgen. "Die Zahlung verlässt erst Anfang nächster Woche Österreich", zitierte die "Süddeutsche" den Schriftverkehr.
Man brauche zehn Arbeitstage, um das Geld zum Empfänger zu bringen. "Das ist der Preis, den wir für die Anonymisierung zahlen", heißt es weiter in der zitierten E-Mail an Pauly. Der Siemens-Mitarbeiter habe Pauly geraten, "wir sollten unser Minimum an Abschottung nicht aufgeben und irgendwelche Direktüberweisungen als Siemens tätigen". Paulys Antwort soll gelautet haben: "Ist OK. Die Abschottung nicht aufgeben."
Pauly soll "keine Kenntnis" gehabt haben
Paulys Rechtsanwalt erklärte dagegen, sein Mandant habe von Schmiergeldzahlungen nichts gewusst. Pauly habe auch keine Kenntnis davon, dass R. für Siemens eine schwarze Kasse in Österreich verwaltet habe. Warum ein Herr R. eingeschaltet gewesen sein soll, wisse Pauly nicht.
Der angebliche Absender der zitierten E-Mail, ein Herr R., soll laut Geständnissen mehrerer Beschuldigter bis Anfang des Jahrzehnts eine schwarze Kasse bei einer Bank in Salzburg verwaltet haben. Über dieses Konto sollen mehrere hundert Millionen Euro geflossen und weltweit als Schmiergeld genutzt worden sein.
Korruption bei Siemens Com
Der heute 48-jährige Pauly war von 1987 weg bei Siemens beschäftigt und von Oktober 2004 bis September 2005 bei Siemens Chef der Telekommunikationssparte Com. In diesem Bereich des Konzerns hatten die Ermittlungen zur Korruption im Konzern ihren Ausgang genommen. Manager sollen mindestens 420 Mio. Euro in schwarze Kassen ins Ausland transferiert und daraus Schmiergelder entnommen haben.
Im Oktober 2005 wechselte Pauly zur Deutschen Telekom, wo er bis zu seinem Rücktritt am Donnerstag für den Geschäftskundenbereich T-Systems verantwortlich war.
(APA)