Microsoft-Kopfgeld auf Virenschreiber
Microsoft hat jeweils eine Belohnung von 250.000 USD für Hinweise, die zur Ergreifung des Autoren des "Sobig"- bzw. des "Blaster"-Virus führen, ausgesetzt.
Der Schritt gilt als Premiere, da bisher noch kein Unternehmen öffentlich "Kopfgelder" für Virenschreiber geboten hat.
MS geht es aber offensichtlich auch nicht um die Ausfoschung von Trittbrettfahrern, welche die "populären" Würmer modifiziert haben, sondern um die Schreiber der jeweiligen Originalviren.
Insgesamt hat der Softwarehersteller fünf Millionen USD bereitgestellt, für Hinweise die zur Ergreifung und Verurteilung von Virenschreibern führen. Das so genannte Anti-Virus Reward Program soll das FBI, Interpol und Secret Service bei der Suche unterstützen.
"W32.Blaster" [auch "MSBlaster", "Blaster" oder "Lovesan"] nützt eine Lücke in Windows 2000 und Windows XP. Die US-Justiz hat im Zusammenhang mit dem Wurm "MSBlaster" vor einem Monat einen zweiten Verdächtigen festgenommen - allerdings wird dieser auch "nur" verdächtigt, eine Modifikation vorgenommen zu haben.
Zweite Festnahme nach "MSBlaster"Schwer zu fassen
Allgemein wird davon ausgegangen, dass etwa 63.000 verschiedene Viren im Internet unterwegs waren oder sind, dagegen wurden aber nur lächerlich wenige Autoren ausgeforscht, und die Zahl der Verhaftungen lässt sich an einer Hand abzählen.
Neben teilweise ungenügenden Gesetzen, die eine wirkungsvolle Verfolgung verhindern bzw. eine Bestrafung erst gar nicht vorsehen, wird das Gros der Autoren aber vor allem dadurch zu Phantomen, dass sie sich nicht erwischen lassen.
Auch spezialisierte US-Strafverfolger gestehen ein, dass ein wirklich cleverer Virenschreiber nur durch besonders glückliche Zufälle für die Ermittler, aber eigentlich kaum durch systematische Verfolgungsmethoden gefasst werden kann.
Und oft sind es die "gut" geschriebenen Schädlinge, die einen besonders großen Schaden anrichten und somit eine ernsthafte Verfolgung überhaupt erst auslösen. Um einen solchen Fall scheint es sich beim Urheber der "Sobig"-Würmer zu handeln, von denen zwei allein durch ihre Verbreitungswut nicht unerhebliche Schäden anrichteten.
Virus-Schreiber bleiben PhantomeSchuld teilweise eingestanden
Auch jetzt gehen viele Sicherheitsexperten davon aus, dass die Belohnungen eher nicht zur Ergreifung der Virenschreiber führen wird, da diese auch von den US-Behörden trotz hohen Fahndungsaufwands nicht ausgeforscht werden konnten.
Dagegen wird der Initiative durchaus Signalwirkung zugebilligt, da sie vor allem Nachahmungstäter abschrecken könnte.
Im Fall des "Blaster"-Wurms steht Microsoft andererseits unter besonderem Druck: Der Sprecher von Microsoft Deutschland, Thomas Baumgärtner, hatte im August Fehler seines Unternehmens bei der Warnung vor dem Wurm eingeräumt. Nachdem sich der Wurm mit zunächst hoher Geschwindigkeit verbreitet hatte, sprach Baumgärtner von "einem Denkprozess", der bei Microsoft eingesetzt habe.
Und in Kalifornien ist unlängst sogar eine neue Sammelklage gegen Microsoft eingebracht worden, in der dem Konzern vorgeworfen wird, durch seine komplizierte Patch-Politik für Virenschäden mindestens mitverantwortlich zu sein.
Außerdem wird dem Konzern prinzipiell vorgeworfen, durch die monopolartige Verbreitung von Software mit immer neuen Sicherheitslücken alle Nutzer massiven Risiken auszusetzen. Die Kläger verlangen Schadenersatz in noch unbekannter Höhe.
Microsoft soll für Virenschäden haften