Schlechte Datenschutz-Noten für Google

10.06.2007

Die Bürgerrechtsorganisation Privacy International [PI] stellt Google ein vernichtendes Zeugnis im Umgang mit den persönlichen Daten seiner Nutzer aus. In einer am Samstag veröffentlichten Rangliste großer Internet-Unternehmen rangiert Google an letzter Stelle.

Als einziges der von der britischen Organisation untersuchten Internet-Unternehmen erhielt Google die Bewertung "datenschutzfeindlich" ["Hostile to Privacy"].

Privacy International verwies darauf, dass auch die Datenschutzpraktiken zahlreicher anderer Unternehmen als bedenklich einzustufen seien. Von keinem der untersuchten Unternehmen würde jedoch eine vergleichbare Bedrohung für persönliche Daten ausgehen, hieß es in einer Aussendung der Organisation.

Kein Unternehmen erreicht Bestnote

Die Bestnote "Privacy friendly and privacy enhancing" wurde an kein Unternehmen vergeben.

Am besten schnitten BBC, eBay, Last.fm, LiveJournal und Wikipedia ab. Ihnen billigte Privacy International ein grundsätzliches Bewusstsein für den Datenschutz zu, sah jedoch auch Verbesserungsbedarf.

Insgesamt untersuchte Privacy International über einen Zeitraum von sechs Monaten 23 führende Internet-Unternehmen aus den Bereichen Suche, E-Mail, Social Networking und E-Commerce, darunter Microsoft, AOL, Apple und Yahoo.

Neben Angaben der Unternehmen zu ihren Datenschutzpraktiken und Medienberichten wurden dabei auch technische Analysen und Interviews in die Bewertung mit einbezogen.

Umfangreiche Datensammlung

Als besonders Besorgnis erregend wertete Privacy International, dass Google die mit seinem Suchdienst gesammelten Nutzerdaten mit jenen aus anderen Diensten [Gmail, Instant Messaging, Maps] verbinden könne.

Die Nutzer hätten jedoch weder die Möglichkeit, ihre von Google gesammelten persönlichen Daten einzusehen, noch könnten diese gelöscht werden. Über die tatsächliche Nutzung der persönlichen Daten seiner User mache Google keine Angaben, kritisierte die Organisation unter anderem.

"Bei genauerer Betrachtung stellt sich heraus, dass Google viel mehr mit unseren Daten anstellt, als wir uns jemals vorgestellt haben", sagte PI-Direktor Simon Davies.

Lange Speicherung

Darüber hinaus werden Suchanfragen und damit in Verbindung stehende IP-Adressen bei Google bis zu zwei Jahre lang gespeichert, das sei eine "inakzeptabel" Zeitspanne und würde in vielen Teilen der Welt gegen Datenschutzgesetze verstoßen, hieß es.

Wegen der Speicherung von Suchanfragen ist Google vor kurzem auch in das Visier von EU-Datenschützern geraten. Entsprechende Bedenken einer Expertengruppe wurden in einem Brief an das Unternehmen geäußert.

Google schießt zurück

Google ließ die Vorwürfe über einen Anwalt zurückweisen und verteidigte seine Datenschutzpolitik. Das Sammeln der Nutzerdaten diene dazu, um die Nutzer besser verstehen zu können und die Google-Dienste zu verbessern.

Offenbar wurden hinter den Kulissen auch Vorwürfe laut, die ein Naheverhältnis von PI zum US-Softwarekonzern Microsoft behaupten. Nach Angaben von Privacy International habe Google mehrere Journalisten darauf hingewiesen, dass sich im Beratergremium der Organisation ein Microsoft-Mitarbeiter befinde. In einem Offenen Brief an Google wies Davies die Vorwürfe zurück.

"Kein Naheverhältnis zu Microsoft"

Der entsprechende Microsoft-Mitarbeiter habe schon lange bevor er vom Softwarekonzern angeworben wurde für die Organisation gearbeitet und darüber hinaus vor seiner Anstellung bei Microsoft angeboten, sich aus der Organisation zurückzuziehen.

Privacy International habe das jedoch abgelehnt, schrieb Davis. Privacy International habe in der Vergangenheit auch oft genug Kritik an Microsoft geübt. So wurden etwa die Untersuchungen der EU-Kommission gegen Microsoft von der Organisation unterstützt.

Microsoft schnitt im PI-Datenschutz-Ranking nur geringfügig besser ab als Google. Gemeinsam mit AOL, Apple, Facebook, Hi5.com, Reunion.com und Yahoo wurde Microsofts Windows-Live-Dienst mit der zweitschlechtesten Note bedacht.

(futurezone | AP)