Galileo weiter in Absturzgefahr

Turbulenzen
10.06.2007

Großbritannien und die Niederlande lehnen laut "Handelsblatt" eine staatliche Finanzierung des europäischen Satellitennavigationssystems Galileo ab.

"Wir glauben, dass eine öffentliche Beschaffung des Galileo-Systems die langfristigen Kosten unter dem Strich wahrscheinlich erhöht statt reduziert, und dass sie zudem die Risiken für den EU-Haushalt erhöht", zitierte das "Handelsblatt" in ihrer Montag-Ausgabe aus einer vertraulichen Stellungnahme beider Länder.

Zugleich warnen London und Den Haag demnach davor, dass andere Projekte leiden dürften, wenn Galileo mehr öffentliches Geld benötige.

Einigung in Frage gestellt

Damit wird die am vergangenen Freitag verkündigte grundsätzliche Einigung der EU-Verkehrsminister auf eine Steuerfinanzierung des Projekts in Frage gestellt.

EU-Verkehrskommissar Jacques Barrot hatte angekündigt, die Kommission werde im Herbst konkrete Vorschläge zur Finanzierung machen. Denkbar seien dabei der Weg über die Europäische Raumfahrtagentur (ESA), Umschichtungen im EU-Haushalt oder direkte Zahlungen der Mitgliedsstaaten, hieß es.

Auch eine Beteiligung der europäischen Industrie oder eine Kombination aus allem sei nicht ausgeschlossen. Er hatte aber auch betont: "Wir sind im Einigungsprozess und es ist nicht ausgeschlossen, dass das Projekt noch scheitert."

Mit Galileo will die EU dem US-Satellitennavigationssystem GPS Konkurrenz machen. 30 Satelliten sollen die genaue Bestimmung des Standorts erlauben. Die EU erhofft sich ein großes Interesse, etwa durch Fluggesellschaften, Reedereien oder die Landwirtschaft. Die Industrie ist jedoch weniger optimistisch und hat sich deshalb im Mai aus dem Projekt verabschiedet, dessen Gesamtkosten auf zehn Milliarden Euro geschätzt werden.

(dpa)