19.11.2003

BILLIG

Mit dem GPS-Jammer Maut prellen

Selbst gebaute Störsender können nach Ansicht von Fachleuten das in Deutschland geplante satellitengestützte Lkw-Mautsystem lahm legen und die Gebührenerfassung unmöglich machen.

"Jeder halbwegs intelligente Bastler kann Störsender bauen, die über Dutzende oder Hunderte Kilometer das GPS-Signal stören, sodass das Signal in weiten Teilen so nicht mehr nutzbar ist", sagte "Navigationsexperte" Wolfgang Lechnerm Dienstag in der ZDF-Sendung "Frontal 21". Baupläne dazu stünden im Internet. Das Material könne sich jeder im Elektrohandel besorgen.

Das Problem dürfte aber nicht nur Deutschland betreffen: Die EU-Kommission strebt derzeit ein einheitliches, satellitengestütztes Bezahlsystem für Straßenbenutzungsgebühren in den EU-Ländern an, um Behinderungen für den grenzüberschreitenden Straßenverkehr zu verhindern.

Spediteure in Versuchung

Auch das von der deustche Bundesregierung beauftragte deutsch-französische Betreiberkonsortium hat schriftlich zugegeben, dass das GPS-Signal mit sehr einfachen Mitteln gestört werden kann.

Zugleich betone es jedoch, dass Kontrollfahrzeuge GPS-Störsender orten könnten und ihre Errichtung als "krimineller Akt strafrechtlich verfolgt" werde. Dass auf diese Weise Lkw-Fahrer und Spediteure ihre Mautkosten deutlich verringern könnten, wird laut Magazin von Betroffenen bestätigt:

"Ich glaube nicht, dass der kleinere Unternehmer oder selbst fahrende Unternehmer sich scheuen wird, das Gerät einzusetzen", wird ein betroffener Spediteur zitiert. Zwar bestünde die Gefahr, erwischt zu werden, dennoch sei die Versuchung groß, die Kontrollen zu umgehen.

Laut "Frontal 21" ist die Störanfälligkeit und Unbrauchbarkeit des geplanten Mautsystems spätestens seit einer Vorprüfung im Auftrag der österreichischen Regierung im Jahr 1999 bekannt. Damals sei in einer Studie festgestellt worden: "Die wesentlichste Limitierung der eingesetzten Technologien ist sicherlich, dass die Positionsbestimmung mittels GPS eine begrenzte Genauigkeit besitzt und der GPS-Empfang auch nicht überall gewährleistet ist."