Alternative beklagen Re-Monopolisierung
Der Verband Alternativer Telekom-Netzbetreiber [VAT] sieht anlässlich zehn Jahre Telekom-Liberalisierung wenig Grund zum Feiern.
Der VAT verwies am Freitag auf den Rückgang der Anbieter - waren es im Jahr 2000 noch 23, sind nun lediglich elf übrig geblieben - und beklagte zehn Jahre nach Beginn der Liberalisierung des Telekom-Marktes eine Re-Monopolisierung.
Schuld daran sei die heimische Regulierung, die der Telekom Austria eine "geschützte Werkstätte" biete, sagte VAT-Präsident Berthold Thoma.
"Zu wenig zum Leben ..."
Die Telekom-Regulierungsbehörde habe es versäumt, für fairen Wettbewerb zu sorgen, wodurch die Telekom-Konkurrenten derzeit "zu wenig zum Leben und zu viel zum Sterben" hätten, so Thoma.
Am dramatischsten sei die negative Entwicklung hier zu Lande beim Breitband-Internet, wo Österreich seit 2003 von Platz fünf auf Platz elf in der EU zurückgefallen ist, verwies Thoma auf Zahlen der EU.
Zu Jahresbeginn 2007 gab es in Österreich laut einer Studie von Arthur D. Little 1,8 Millionen schnelle Online-Zugänge, wobei besonders mobile Verbindungen über UMTS boomen. Sie machen bereits 17 Prozent aller Breitbandverbindungen aus. 49 Prozent entfallen aus ADSL, 32 Prozent auf Kabelnetzbetreiber und zwei Prozent auf sonstige Anbieter.
"Benachteiligung der Alternativen"
Als konkrete Beispiele für die angebliche Benachteiligung der alternativen Netzbetreiber gegenüber der inzwischen börsennotierten Telekom Austria nannte der VAT "Fünftelanschlüsse", sprich überbuchte Leitungen, die es den Alternativen als Wiederverkäufer schwer machten, im Geschäftskundenbereich konkurrenzfähig zu sein.
Weiters würde die Telekom Austria bei den Mobilfunk-Terminierungsentgelten massiv bevorzugt. Dabei handelt es sich um jene Beträge, die sich die Betreiber untereinander für das Weiterleiten oder Übernehmen von Telefonaten verrechnen. Sie sind mangels Einigung der Netzbetreiber vom Regulator festgelegt worden.
Benachteiligt sehen sich die alternativen Netzbetreiber auch bei der Universaldienstverordnung. Diese stellt die Versorgung entlegener Gebiete sicher und wird von der Telekom Austria zur Verfügung gestellt.
Dafür liefern die Alternativen der Telekom einen gemeinsam vereinbarten Betrag ab. Der VAT wünscht sich dabei eine Kostenbeteiligung durch die Allgemeinheit.
VAT gehören alle großen Alternativen Netzbetreiber mit Ausnahme von UPC an. VAT-Mitglieder sind Colt Telecom, Hutchison 3G Austria, One, T-Mobile Austria, T-Systems Austria, Tele2 [vormals Tele2UTA] und Verizon. Daneben gibt es in Österreich noch Hunderte kleine Kabelnetzbetreiber, die aber laut VAT nicht als Telekom-Unternehmen gezählt werden können.
(APA)