Streit um IT-Gastarbeiter für Deutschland
Der Mangel an Computerexperten in Deutschland hat am Wochenende für hitzige Diskussionen gesorgt. Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber [CSU] kritisierte die Initiative von Bundeskanzler Gerhard Schröder [SPD], Computerexperten von außerhalb der Europäischen Union nach Deutschland holen zu wollen [die FutureZone berichtete].
Die deutsche Bundesregierung habe kein schlüssiges Konzept für Zukunftsbranchen, sagte Stoiber dem Nachrichtenmagazin "Focus". Der Präsident der Kultusministerkonferenz, Willi Lemke [SPD], plädierte dafür, die Computerausbildung an den Schulen besser zu fördern.
Green Card
Schröder hatte erleichterte Visaverfahren für Computerspezialisten nach dem Vorbild der US-amerikanischen "Green Card" angekündigt. Stoiber räumte ein, man müsse dem eklatanten Fachkräftemangel auch mit der Anwerbung ausländischer Arbeitnehmer begegnen. Das seien im Computer- und Internetbereich aber nur einige tausend Spitzenkräfte. "Bevor Schröder Fachkräfte aus dem Ausland holt, sollte er die Hausaufgaben im eigenen Land für eine Internet-Offensive anpacken", sagte Stoiber.
Der Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, Klaus Zimmermann, sagte der "Berliner Zeitung", der Bedarf an Spezialisten der Informationstechnologie lasse sich nicht alleine mit der Weiterbildung von Arbeitslosen decken.
Häufig seien die Arbeitssuchenden zu wenig qualifiziert. Weil der Arbeitsmarkt zu langsam auf den technologischen Fortschritt reagiere, könnten nur ausländische Experten die Lücke schließen. "Ich plädiere für eine Einwanderungspolitik anhand klarer Arbeitsmarktkriterien", sagte Zimmermann. Das Ausländerrecht müsse liberalisiert werden.
Bremens Kultursenator Willi Lemke sieht einen Grund für den Fachkräftemangel bei den Schulen. "Wenn wir in den Schulen mehr getan hätten, wäre die Nachfrage an den Unis größer", sagte Lemke der "Welt am Sonntag". Seine Forderung: Internetschulung für alle Lehrer, damit die Schüler es besser lernen könnten.
IT-Ausbildung
Die Zahl der IT-Ausbildungsplätze in Deutschland wird nach den Worten von Bildungsministerin Edelgard Bulmahn [SPD] noch in diesem Jahr auf 40.000 steigen. Bulmahn sagte der "Welt am Sonntag", mit Gewerkschaften und Unternehmen habe sie im vergangenen Sommer verabredet, die Zahl der Ausbildungsplätze in der IT-Branche bis 2003 von 14.000 auf 40.000 zu erhöhen. "Bereits in diesem Jahr erreichen wir dieses Ziel." Zudem sei mit der Bundesanstalt für Arbeit und der Fraunhofer-Gesellschaft eine Weiterbildungs- und Umschulungsoffensive gestartet worden.