YouTube Europa vor dem Start

18.06.2007

Für Dienstag hat Google eine internationale Pressekonferenz in Paris angesetzt. Die Zeichen stehen darauf, dass Google-Chef Eric Schmidt den Start von YouTube Europa verkünden wird. Seit Wochen wird mit Europas TV-Anbietern intensiv verhandelt, es droht europäische Konkurrenz.

Seit einer Woche verdichten sich die Gerüchte, dass Google bald regionale Versionen seines Videoportals YouTube anbieten wird.

Dem vom Suchmaschinenriesen gewohnten Hang zum Geheimniskram zufolge bedeutet "bald" gewöhnlich "steht unmittelbar bevor".

Für Dienstag hat Google in Paris jedenfalls eine internationale Pressekonferenz anberaumt, auf YouTube ist für Dienstag ein nicht näher spezifizierter Launch in Paris angekündigt. Derzeit wird zwar noch nach Kräften dementiert, wie das Branchenmagazin Network World berichtet.

Der französische Nachrichtenkanal France 24 bestätigte Gespräche mit Google, offenbar werden Verhandlungen über die Nutzung von Inhalten mit den TV-Anbietern gerade betrieben oder bereits finalisiert.

CBS, Warner, EMI

Erst am Mittwoch empfingen YouTube-Chef Chad Hurley, Google-CEO Schmidt und der Chef von Yahoo, Terry Semel, Größen der Unterhaltungsindustrie.

CBS-Chef Leslie Moonves, EMI-Chef Roger Faxon und Bruce Rosenblum, Präsident der TV-Unit von Warner Brothers führten mit den Netzunternehmern Gespräche zu Themen, die auf der Hand liegen.

Zum Topthema Urheberrechtsverletzungen durch Community-Websites wie YouTube [Google] und Flickr [Yahoo] kommt ein für die alteingesessenen US-Broadcaster empfindlicher Einbruch bei Werbeeinnahmen in Quartal eins 2007.

France Televisions

In den vergangenen Wochen hatten YouTube-Manager zum Teil erfolgreich versucht, Vereinbarungen mit europäischen Fernsehsendern zu schließen, um über das Online-Portal deren Inhalte verbreiten zu dürfen.

France Televisions soll bereits eingewilligt haben, dass YouTube Inhalte des Senders France 4 verbreitet. Im März hatte Google eine ähnliche Vereinbarung mit dem britischen Fernsehsender BBC geschlossen.

Der Tycoon und die Netz-Rotzbuben

Der Punkt dabei ist, dass Inhalte der obzitierten Medien längst auf YouTube als Videos verfügbar sind und die Vereinbarungen erst nachträglich erfolgen.

Es wird also in erster Linie darüber verhandelt, wie viel Geld Google locker machen und was es sonst bieten muss, um Milliardenklagen abzuwenden, wie sie der Unterhaltungskonzern Viacom gegen YouTube führt.

Sumner Redstone, dem TV- und Video-Tycoon und Viacom-Gründer, war es nach mehreren Runden zu dumm geworden, mit neureichen Internet-Rotzbuben wie den YouTube-Gründern Chad Hurley und Steve Chen zu diskutieren, während teuer produzierte Viacom-Inhalte über YouTube gratis in alle Welt verteilt werden.

Europäische Konkurrenz

Die Zeit drängt jedenfalls für Schmidt, denn in Europa ist der Markt längst nicht so eindeutig aufgeteilt wie in den USA.

Zwar führt YouTube mit mittlerweile über 60 Millionen Usern in Europa, die Nummer zwei der Sites für Videos, DailyMotion hat bis jetzt nur 14,5 Millionen. Das ist nicht nur der direkte Konkurrent in Frankreich mit mehr Benutzern im Mai, als YouTube in Frankreich hatte, die Franzosen bieten schon jetzt mehrere Sprachversionen an und wachsen dabei schnell.

Laut den Marktforschern von comScore ist YouTube mit MyVideo.de in etwa gleichauf, in ganz Europa, wo es bereits eine Unsumme von Videoanbietern gibt, hält YouTube nur ein Viertel des Markts.

Dass man sich bei den Länderversionen noch schwer tut, zeigt das französische Videoportal: Wer mit einem englischsprachigen Browser daherkommt, wird auf DailyMotion.com/us umgeleitet, wobei Widerstand relativ zwecklos ist.