Bild: ORF.at

Telekom Austria startet Innovationslabors

19.06.2007

Die Telekom Austria will mit ihren net.culture.labs in Wien und Dornbirn innovative Projekte im Bereich der digitalen Kultur fördern. Am Dienstag wird das erste Innovationslabor im Wiener MuseumsQuartier eröffnet, am Donnerstag geht auch in Dornbirn ein net.culture.lab an den Start.

Bis vor kurzem wurde im "transeuropa"-Trakt des Wiener MuseumsQuartiers noch die Zeitschriftenreihe der Kasseler Kunstschau documenta koordiniert, künftig sollen in den rund 105 Quadratmeter großen Räumlichkeiten innovative Netzkulturprojekte ausgebrütet werden.

Die Telekom Austria [TA] eröffnet am Dienstag hier ihr net.culture.lab Wien. Am Donnerstag geht auch im Bertolini-Haus in Dornbirn ein von der TA unterstütztes Innovationslabor an den Start.

"Projekte ein Stück weiterbringen"

Mit den Netzkulturwerkstätten in Wien und Vorarlberg will das Unternehmen Entwickler, Gründer, Communitys und Initiativen im Bereich der digitalen Kultur dabei unterstützen, ihre Projekte und Ideen weiterzuentwickeln.

"Wir wollen die Leute abholen und ein Stück weiterbringen", sagte Roland Alton-Scheidl, der als Kurator gemeinsam mit dem Wiener Industriedesigner Gerin Trautenberger und der Linux-Entwicklerin Andrea Mayr Projekte für die net.culture.labs auswählt.

Daneben sollen die "Freiräume für Innovationen" [Projektbeschreibung] auch für Workshops, BarCamps und Diskussionen genutzt werden.

Zur Eröffnung des net.culture.labs im MuseumsQuartier ab 17.00 Uhr wird unter anderen Michael Bauwens von der Peer To Peer Foundation Rede und Antwort stehen.

90.000 Euro Förderungen

Die Telekom Austria investiert insgesamt 200.000 Euro in die Netzkulturwerkstätten, 90.000 davon sollen als Fördergelder ausgeschüttet werden.

Vom Metauniverse bis zu VoIP

Schwerpunktmäßig werden laut den Kuratoren Projekte in den Bereichen Metauniverse [die Verbindung von virtuellen Leben mit realen Gegenständen], Voice over IP [VoIP], Peer-to-Peer und kollaborative Werkzeuge, Urheberrecht und Creative Commons sowie Games und Videos im Netz gefördert.

Gesichtskorrektur beim Robo-Rabbit: Stefan Kainbacher mit SoftToy im net.culture.lab Wien.

==Mehrstufiges Verfahren==

Neben finanziellen Zuwendungen für die Weiterentwicklung ihrer Projekte [rund 3.000 bis 4.000 Euro pro Projekt in Form eines Werkvertrags] werden den Projektbetreibern technische Infrastruktur und Arbeitsplätze in den net.culture.labs zur Verfügung gestellt.

Net.culture.lab-Mitarbeiter stehen den Projektinitiatoren auch als Berater bei technischen Fragen und bei der Präsentation des Projekts zur Seite.

Nach der Präsentation der Projekte hat die Telekom Austria drei Monate Zeit zu entscheiden, ob sie die Ideen weiterverfolgen will.

Freie Lizenzen

Ideen, Code und Produkte bleiben jedoch "voll in der Verfügungshoheit der Entwickler", sagte Alton-Scheidl. Die geförderten Projekte sollen mit einer GNU General Public Licence und bei Gestaltungswerken mit einer Creative-Commons-Lizenz veröffentlicht werden.

Mobile Jukebox und Geocaching

Zu den bisher ausgewählten Projekten zählen in Dornbirn etwa die mobile Jukebox Burnstation und das freie Netzwerk Funkfeuer.

In Wien sollen unter anderen die Online-Musikplattform "open:Sounds" und die Geocaching-Initiative "4816" gefördert werden.

Spielplatz der Kuscheltiere

In Wien wird auch das Projekt Playground unterstützt, das gleichsam Teil des Wiener net.culture.labs ist. Playground will Verbindungen zwischen analogen und digitalen Räumen spielerisch ergründen. Als Schnittstellen fungieren dabei SoftToys. So übersetzt etwa der Blog-Bär [links] Bewegungen seines Users in Weblog-Einträge, während der sensible EMF-Bär [Mitte rechts] auf elektromagnetische Impulse reagiert und bei Handygebrauch Alarm schlägt. Ein iPod-Frosch dient als Verstärker für die Musik-Player der Besucher.

In Workshops sollen auch weitere SoftToys entwickelt werden. Die Baupläne für die Kuscheltier-Avatare sollen auch im Netz veröffentlicht werden, sagte Stefan Kainbacher, der das Projekt in Wien betreut.

"Ergänzung"

Als Konkurrenz zu bestehenden Einrichtungen wie etwa dem offenen Wiener Projektzentrum Metalab und dem Netzkulturförderverein NetzNetz verstehe man sich nicht, sagte Trautenberger.

"Wir haben andere Themenschwerpunkte und sehen uns als Bereicherung für die Wiener Szene", so Trautenberger. "Wir wünschen uns einen regen Austausch."

Finanzierung für ein Jahr gesichert

Im September sollen die ersten Projekte aus den Innovationslabors präsentiert werden. Die Finanzierung der net.culture.labs ist zunächst für ein Jahr [bis April 2008] gesichert.

Gegen eine Ausweitung der Innovationsinitiative, auch in andere Städte, hätten zumindest die Kuratoren nichts einzuwenden.

(futurezone | Patrick Dax)