RTR sucht ihre Zukunft
Mit einem Symposion hat die heimische Telekom-Regulierungsbehörde [RTR] versucht, der Frage nachzugehen, wie die Regulierung des heimischen Telekom-Marktes in Zukunft aussehen könnte. Antworten gab es keine, dafür eine ziellose Diskussion.
Der 18. Juni stand, zumindest aus Sicht der RTR, im Zeichen ihrer bisherigen, vor allem aber der Zukunft ihrer Tätigkeiten.
Am Vormittag stellte die RTR den Kommunikationsbericht 2006 vor, am Nachmittag ging es im Wiener Ares Tower bei einem rund dreistündigen Symposion um die "Zukunft nach zehn Jahren Telekom-Liberalisierung".
Mobilfunk-Umsätze stagnieren
Wie zu erwarten, zeigte der Kommunikationsbericht, dass die Umsätze beim Festnetz weiter zurückgehen [2006: minus acht Prozent], während sie im Bereich Breitband mit einem Plus von 18 Prozent überdurchschnittlich wachsen.
Trotz eines deutlichen Wachstums bei Handy-Gesprächsminuten sowie SMS fiel der Umsatz im Mobilfunk allerdings ebenfalls um 0,4 Prozent.
Entsprechend sah sich Regulator Georg Serentschy in seiner Funktion bestätigt: "Da zeigt sich, dass der Preis stark fällt" - der Wettbewerb funktioniere.
In Sachen Roaming-Umsetzung gebe es noch nichts Neues, so Serentschy: Die RTR habe bisher nur den Entwurf der EU-Kommission erhalten, es würden noch viele Details fehlen. Ausführliche Infos sollen am 2. Juli auf der RTR-Website bereit stehen.
RTR will aktive Zukunftsdiskussion
Um den Wettbewerb der Zukunft ging es dann beim Symposium, mit dem Serentschy einen Diskussionsprozess einleiten will: Die Regulierung sei auf Grund der aktuellen Marktentwicklung im Umbruch. Es gebe neue Chancen und Risiken, sowie auch neue Regulierungsansätze, so Serentschy.
NGN als Schlüsselthema
Als "Schlüsselthemen der Zukunft" hat die RTR vorerst drei Bereiche ausgemacht [entsprechende Dokumente auf der RTR-Website]:
1. Separation [Trennung von Zugang und Inhalten]
2. Next Generation Networks [NGN] - Regulierung
3. Next Generation Networks – Investitionsanreize und Kostenrechnung
Dazu saß eine hochkarätige Diskussionrunde auf dem Podium: One-Chef Jorgen Bang-Jensen, Thomas Hintze von UPC Telekabel, Festnetzchef Rudolf Fischer von der Telekom Austria, Berthold Thoma in seiner Funktion als Chef der Alternativen Telekom-Betreiber Österreichs und Georg Hahn von Raiffeisen Software Solution.
Alle Stakeholder sind von der RTR eingeladen, sich bis 14.9.07 aktiv einzubringen und können ihre Meinungen direkt an die RTR senden [ausblick@rtr.at] - die Beiträge sollen sofort veröffentlicht werden.
Diskussion mit "Duftmarken"
Eine gehaltvolle Diskussion wollte zwischen den Teilnehmern allerdings keine aufkommen, zumindest nicht zum vorgegebenen Thema: Für Thoma hilft auch bei NGNs nur "Wettbewerb, Wettbewerb, Wettbewerb" - bei funktionierendem Wettbwerb würden die Anbieter von alleine investieren.
Er stellte zudem umgehend die Frage in den Raum, warum bei Invesitionen ins Festnetz ständig über Garantien geredet würde, anstatt unternehmerisches Risiko an den Tag zu legen.
Festnetz leidet doppelt unter Rückgang
Fischer konterte mit einer Zahlenreihe über die konstanten Rückgänge im Festnetzgeschäft, die untermauern sollte, warum die Anbieter mit ihren Investionen zögern. Er macht einen Investionsbedarf von einer Milliarde Euro für NGNs aus, allerdings ohne Angaben, was damit dann alles gedeckt sei.
Hintze sieht das Problem vor allem in den "destrasösen" Terminierungsentgelten - würden diese nicht erhöht, werde das Festnetz in zwei Jahren sterben. Derzeit werde nicht ins Festnetz investiert, weil es sich schlicht nicht auszahle.
Faymann auf Kurzbesuch
Bang-Jensen meinte, es sei leicht, mit einem Produkt wie HUI in Österreich zu punkten, da es kein ordentliches Breitband-Angebot in Österreich gebe. Er zahle in seiner Heimat für 20 MBit/s 49 Euro.
Hahn forderte neue Dienste ein, ihm würden die Vorschläge fehlen, mit denen die Anbieter punkten wollen.
Den etwas prompten Abschluss schließlich bildete der eigens dafür angereiste Infrastrukturminister Werner Faymann [SPÖ], der mit einem kurzen Statement, in dem er sich bei den Anwesenden für ihre rege Beteiligung am Markt bedankte, die Wortspenden beendete und umgehend wieder verschwand - nachdem er vom offenbar ebenfalls nur zu diesem Zweck eingetrudelten TA-Chef Boris Nemsic abgefangen und, inklusive Serentschy, in ein Gespräch verwickelt wurde.
Hauptkritikpunkt der alternativen Betreiber an der RTR ist die vermeintliche Rückendeckung für den Ex-Monopolisten TA, wie zuletzt beim TA-eTel-Deal moniert.
Studie attestiert RTR Probleme
Als nächsten Termin in ihrer Zukunftsfindung hat die RTR den 14.9.2007 festgelegt: Dann soll es eine neuerliche Diskussion geben, diesmal mit Universitätsprofessor Jörn Kruse, der für die RTR eine Studie über ihre bisherige Arbeit erstellt hat.
Darin attestiert er der RTR, im Mobilfunk den passenden Rahmen für Wettbewerb geschaffen zu haben, im Festnetz und Breitband-Markt gebe es allerdings durchaus Probleme, die vor allem durch die derzeitige Form der Regulierung ausgelöst würden.
Die RTR selbst wird laut Studie von Unternehmen und Verbänden als fachlich kompetent eingeschätzt - gleichzeitig wird eine größere Diskussionbereitschaft und ein offenerer Umgang mit abweichenden Positionen gewünscht.
Die Studie soll Ende Juli veröffentlicht werden. Eine Zusammenfassung der Stellungnahmen zu den aktuellen Schlüsselthemen soll am 16.10. vorgestellt werden.
(futurezone | Nadja Igler)