Lawrence Lessig gegen Korruption
"Creative Commons"-Erfinder Lawrence Lessig verschiebt das Gewicht seiner politischen und wissenschaftlichen Aktivitäten. Er wird keine Vorträge mehr zu "geistigem Eigentum" halten, sondern sich auf Korruptionsthemen konzentrieren.
Wie US-Rechtsprofessor und "Creative Commons"-Initiator Lessig am Dienstag in seinem Weblog bekannt gab, wird er den Schwerpunkt seiner wissenschaftlichen und politischen Arbeit von Themen rund um das Konzept des geistigen Eigentums hin zu Fragen der politischen Korruption legen.
Lessig hatte seine Entscheidung bereits in der Auftaktrede zum iSummit 2007 bekannt gegeben, der vom 15. bis zum 17. Juni in Dubrovnik stattfand. In seinem Blog-Eintrag legte er nun die Grundlagen seiner Entscheidung einer weiteren Öffentlichkeit dar.
Korruption durchdringt die Politik
Die Vergangenheit habe gezeigt, dass es nicht möglich sei, in Sachen geistiges Eigentum eine vernünftige politische Linie durchzusetzen. Als Beispiel erwähnt Lessig die volkswirtschaftlich kontraproduktive Ausweitung der Schutzfristen.
Das liege, so Lessig, daran, dass der politische Prozess durch und durch von Geldflüssen "korrumpiert" sei. Speziell in den Vereinigten Staaten hungerten die Politiker nach dem Geld der großen Interessengruppen, ohne das überhaupt kein Wahlkampf mehr zu gewinnen sei.
Weil wir einverstanden sind
Lessig setzt "corruption" in seinem Text immer in Anführungszeichen und weist darauf hin, dass es sich bei den von ihm beschriebenen Mechanismen eher um subtile Interessenverschränkungen und gegenseitige Unterstützung miteinander einverstandener Akteure als um harte Korruption handelt. Als Beispiel dafür führt er die Arbeit von Wissenschaftlern für "Think-Tanks" an, bei der schon meistens - je nach Geldgeber - vorher klar ist, welche Ergebnisse die Forschung zeitigen soll.
Lessig schreibt, er wolle in Zukunft in der Regel keine Vorträge mehr über Internet und "Intellectual Property" mehr halten. Seine Materialien stünden aber weiterhin unter einer Creative-Commons-Lizenz zur Verfügung.
Obwohl Lessig betont, dass er weiterhin dem Creative-Commons-Projekt als CEO dienen und für die iCommons werben werde, verlieren die Kritiker am derzeitigen Konzept des geistigen Eigentums einen kenntnisreichen Fürsprecher.