Spamhaus beendet Blockade von nic.at
Im Konflikt mit der österreichischen Registry nic.at hat sich Spamhaus.org zurückgezogen und den Mail-Server von nic.at von seiner Sperrliste entfernt. Nic.at spricht von einem "Erpressungsversuch" durch Spamhaus.
Wie Richard Wein, Geschäftsführer von nic.at, am Mittwochvormittag ORF.at mitteilte, hat Spamhaus.org den Mail-Server der österreichischen Registry gegen 11.00 Uhr MESZ wieder von seiner Sperrliste genommen. Nic.at sei jetzt nur noch als "Unterstützer" illegaler Netzaktivitäten gekennzeichnet, was aber keine technischen Folgen mehr habe.
Spamhaus.org hatte die IP-Adresse des Mail-Servers von nic.at vom 12. Juni an auf seine von zahlreichen Providern benutzte Spam-Liste gesetzt und das Unternehmen damit im Netz quasi mundtot gemacht.
Sites gecrackt
Spamhaus wirft nic.at vor, bestimmte .at-Domains nicht gelöscht zu haben, bei denen einige Subdomains von Kriminellen als Ausgangspunkt für Phishing-Versuche benutzt worden waren. Laut Wein handelte es sich dabei um geckrackte Sites, deren Eigentümer gar nicht mitbekommen hatten, dass sich Kriminelle bei ihnen eingenistet hatten.
Laut Wein konnte nic.at diese Domains aber nicht löschen, ohne gegen die eigenen AGBs und gegen österreichisches Recht zu verstoßen. Daraufhin habe Spamhaus den Mail-Server von nic.at unilateral geblockt.
Nic.at habe Spamhaus empfohlen, sich direkt an die Provider zu wenden, bei denen die inkriminierten .at-Domains gehostet werden. Spamhaus sei dieser Empfehlung nicht nachgekommen.
"Katz-und-Maus-Spiel"
Es folgte, so Wein, "ein Katz-und-Maus-Spiel". Nic.at änderte die IP-Adresse seines Mail-Servers, um wieder im Netz präsent sein zu können - um dabei zusehen zu können, wie Spamhaus stets die neuen Adressen nach einigen Stunden auch wieder in seine Sperrliste eintrug.
"Es ist schwierig, mit Spamhaus eine Gesprächsbasis zu finden", sagte Wein, der der in Genf und London ansässigen privaten Organisation Schikane vorwirft. Spamhaus verweigere sich jeder weiteren Kommunikation, auch die Aufhebung der Blockade sei unilateral ohne weitere Mitteilung geschehen.
Wein sieht in den Aktionen von Spamhaus einen bedenklichen Präzedenzfall für die gesamte Internet-Wirtschaft: "Man braucht sich nur vorzustellen, dass Spamhaus die Telekom Austria oder UPC auf seine Liste setzt."
Eine Anfrage von ORF.at bei Spamhaus zu den aktuellen Vorfällen läuft. Bis 11.30 Uhr ist die Aufhebung der Blockade noch nicht auf der Liste der "Resolved Issues" bei Spamhaus aufgetaucht.