France Telecom gewinnt Kampf um One

20.06.2007

Nach einer heißen Bieterschlacht übernimmt ein Konsortium aus France Telecom und dem ungarischen Finanzinvestor Mid Europa Partners für 1,4 Milliarden Euro den drittgrößten österreichischen Mobilfunkanbieter One komplett.

Die France-Telecom-Tochter Orange setzte sich dabei am Mittwoch in einem Versteigerungsverfahren rund um den 50,1-Prozent-Anteil des deutschen Energiekonzerns E.ON gegen die niederländische KPN durch.

Für hundert Prozent zahle das Konsortium rund 1,4 Mrd. Euro, hieß es in einer Mitteilung von E.ON. Das Konsortium übernimmt dafür nicht nur die Anteile von E.ON, sondern auch die von Telenor und TDC.

Orange hält vorerst 35 Prozent

Wie One in Wien mitteilte, wird Mid Europa Partners zunächst 65 Prozent an One halten, der Anteil von Orange liegt damit vorerst bei 35 Prozent.

Quellen zufolge ist nicht ausgeschlossen, dass France Telecom in den nächsten Jahren das Unternehmen vom Finanzpartner übernehmen könnte, hieß es. Die Franzosen würden ihr Engagement in Österreich jedenfalls als langfristig betrachten.

Der bisherige Mehrheitseigentümer E.ON hatte bereits vor mehr als fünf Jahren einen Ausstieg aus One angekündigt, bisher war der Verkauf jedoch an den ambitionierten Preisvorstellungen der Deutschen gescheitert.

Zuletzt soll laut einem Bericht der "Presse" der Konzernaufsichtsrat aber noch einmal Druck gemacht haben, die Mobilfunkbeteiligung abzustoßen.

Einsparungen erwartet

One-Chef Jorgen Bang-Jensen sagte in einer Pressemitteilung, sein Unternehmen habe eine "schlanke, effiziente Organisationsstruktur", und verwies darauf, dass One "für Ende Juni 2007 das beste Halbjahresergebnis seit Bestehen" erwarte.

Aus dem Umfeld des neuen Eigentümers hieß es am Mittwochnachmittag zur APA, die Profitabilität bei One sei zuletzt dramatisch zurückgegangen. "Wenn die Angebote die entsprechenden Margen nicht hergeben, muss man die Kostenstruktur anpassen", so der Tenor. Einkaufssynergien mit der neuen Mutter Orange würden hier alleine nicht ausreichen.

Vorerst keine Änderung für Kunden

Für die One-Kunden soll sich bis auf weiteres nichts ändern. Die bestehenden Verträge bleiben aufrecht. Auch die Marken One und Yesss! sollen zumindest mittelfristig nicht angetastet werden.

Orange gelte zwar als eine der hundert Topmarken weltweit. Das Unternehmen habe zur Markenfrage aber einen "pragmatischen Zugang", wie es hieß.

Kurzfristig wird das verstärkte Engagement der Franzosen bei One als positiv gewertet. Auch wenn die Preise kaum noch weiter sinken würden, so werde der neue langfristige One-Eigentümer zumindest wieder mehr investieren.

In der Branche rechnet man damit, dass One nun in den nächsten drei Jahren auch den Konkurrenten "3" übernehmen könnte, sollte der Eigentümer aus Hongkong, der Mischkonzern Hutchison Whampoa, den Rückzug aus dem europäischen Mobilfunk antreten. Bisher hat Hutchison das aber immer vehement dementiert.

Hutchison habe "nicht die geringsten Absichten", sich von seiner österreichischen Mobilfunktochter zu trennen, sagte Firmenchef Berthold Thoma im Zuge des One-Verkaufs erneut. Das Unternehmen investiere im Gegenteil "massiv weiter in den Ausbau unserer 3G-Aktivitäten".

Herber Rückschlag für KPN

Bisheriger Mehrheitsaktionär von One war mit 50,1 Prozent der deutsche Energiekonzern E.ON.

Orange hielt bereits 17,45 Prozent an One und besaß deshalb ein Vorkaufsrecht auf die restlichen Anteile, die neben E.ON von der norwegischen Telenor [ebenfalls 17,45 Prozent] und Tele Danmark [15 Prozent] gehalten wurden.

Für KPN bedeutet der Zuschlag an die Franzosen eine herbe Niederlage. Die Niederländer hatten sich bereits für tele.ring interessiert, waren dort aber gegen die Deutsche-Telekom-Tochter T-Mobile abgeblitzt.

Langwieriger Bieterprozess

Ursprünglich hätte die Auktion bis 14.00 Uhr beendet werden sollen, die Versteigerung wurde aber bis in den späten Nachmittag verlängert.

Zwei weitere Bieter, die ägyptische Orascom und die russische Alpha Group, waren bereits vor der Auktion ausgeschieden.

(futurezone | APA)