Aus One wird Orange

21.06.2007

Der drittgrößte heimische Mobilfunker One könnte schon bald in Orange umbenannt werden. Nach dem Kauf durch die gleichnamige France-Telecom-Tochter soll nun auch das Management ausgetauscht werden, wie am Donnerstag bekannt wurde. Finanzinvestor Mid Europa Partners wünscht im Gespräch mit ORF.at eine "nachhaltige Entwicklung" des Providers.

Entgegen vorherigen Ankündigungen soll die Marke One nun doch nicht erhalten bleiben. Die France Telecom kündigte einen Tag nach der Übernahme des Handynetzbetreibers tief greifende Umstrukturierungen an.

One wird Orange

Laut APA kündigte der französische Konzernsprecher Bertrand Deronchaine am Donnerstag einen raschen Management-Wechsel an. Mittelfristig - die Rede ist von zwölf bis 18 Monaten - solle nun doch auch der Name One auf die internationale France-Telecom-Marke Orange umgestellt werden.

"Ein neues Management, das voll dem Mobilfunkgeschäft verschrieben ist, wird demnächst sein Amt antreten", sagte Deronchaine.

Gegenüber ORF.at gab sich Deronchaine zurückhaltender. Über einen Management-Wechsel sei noch keine Entscheidung gefallen, dafür sei es auch noch zu früh.

Über den kolportierten Zeitrahmen für die One-Umbenenennung in Orange sagt er, es handle sich um ein Missverständnis. Dass die Marke One verschwinden werde, sei aber sicher.

Abschluss noch im Juni

Ob es bei One unter der neuen Führung zu weiteren Einsparungen kommen wird, wie im Umfeld des französischen Konzerns bereits verlautet, wollte er vor dem endgültigen Abschluss des Deals nicht kommentieren.

Noch im Juni sollen die Kaufverträge unterzeichnet und dann bei der EU-Kommission zur Genehmigung angemeldet werden. Das Closing wird spätestens für Anfang September erwartet.

Statement von Mid Europa Partners

"Wir sind an einer nachhaltigen Entwicklung von Orange in Österreich interessiert", sagte Nikolaus Bethlen, Investment Officer bei Mid Europa Partners. Sein Unternehmen werde in der kommenden Woche genauere Details zur Strategie für Orange Österreich veröffentlichen.

Mid Europa Partners habe bereits umfangreiche Erfahrungen mit der Akquise von Kommunikationsunternehmen gesammelt und werde seine Aktivitäten in Zukunft ausbauen.

Zur Anfrage von ORF.at, ob Mid Europa Partners im Fall von One so vorgehen werde wie bei Orange Slowakei, wo der Investor nach einiger Zeit im Jahr 2005 seinen Anteil komplett an die France Telecom verkauft hatte, wollte Bethlen nicht Stellung nehmen.

Orange Österreich ist das erste große Investment von Mid Europa Partners in einem Land westlich der Grenze zu den ehemaligen Staaten des Warschauer Pakts.

Kein Kommentar von One

Bei One gab es zu der Ankündigung keinen Kommentar. "Es gibt einen neuen Eigentümer. Aber was der vorhat oder was jetzt kommt, wissen wir noch nicht", so eine Sprecherin.

Auch der One-Betriebsrat tappt vorerst im Dunkeln. "Uns fehlen Informationen", sagte Betriebsratschef Hartmut Liese nur knapp. Ob der neue Eigentümer nach der Übernahme weitere Kosteneinsparungen plane, sei für ihn einen Tag nach Abschluss des Deals noch nicht abschätzbar, sagte der Betriebsrat auf APA-Anfrage.

Liese zeigte sich aber zuversichtlich: Die One-Belegschaft habe schon früher schwierige Phasen überstanden. 2004 hatte das Unternehmen rund ein Fünftel seiner Belegschaft abgebaut. Zurzeit hält One bei etwa 900 Mitarbeitern.

Im Lauf des Donnerstagnachmittags gab sich auch der stellvertretende Bundesgeschäftsführer der Gewerkschaft der Privatangestellten [GPA], Karl Proyer, optimistisch: "Der Betriebsrat und wir gehen davon aus, dass es auf die Arbeitsplatzsituation keine unmittelbaren Auswirkungen hat und die bestehenden Arbeitsplätze bei One im Großen und Ganzen gesichert sind"

E.ON muss Mangement-Wechsel erlauben

Noch am Donnerstag sollen Gespräche stattfinden. Wer für den Betriebsrat die geeigneten Ansprechpartner sind, ist allerdings derzeit schwer abzuschätzen. Nachdem die France Telecom einen Wechsel des Managements angekündigt hat, ist unklar, ob die bestehende Geschäftsführung bis zum formalen Abschluss des Deals im August/September im Amt bleiben wird.

Für einen vorzeitigen Austausch bräuchte die France Telecom allerdings die Zustimmung der bestehenden Miteigentümer, allen voran des deutschen Energiekonzerns E.ON, der bisher mit 50,1 Prozent die Mehrheit an One gehalten hat. Ein Konzernsprecher von E.ON in Düsseldorf wollte zu der heiklen Frage am Donnerstag keine Stellungnahme abgeben.

Orange setzte sich am Mittwoch in einem Versteigerungsverfahren um den 50,1-Prozent-Anteil des deutschen Energiekonzerns E.ON gegen die niederländische KPN durch.

FT sieht hohes Wachstumspotenzial

Die France Telecom sieht in Österreich noch ein deutliches Wachstumspotenzial. Die Nutzungsrate von Handys in Österreich sei "extrem hoch". Deshalb würden neue Produkte auch leichter akzeptiert. "Wir glauben, dass sich dadurch die Mobilfunknutzung in Österreich noch weiter steigern lässt", sagte der France-Telecom-Sprecher am Donnerstag.

One-Kunden könnten davon profitieren, dass Orange eigene Netze in 17 Ländern betreibe und über Partner in 160 Ländern weltweit vertreten sei, so Deronchaine zu ORF.at. Auf die Frage, ob die Nutzer in allen Orange-Netzen zum Heimattarif telefonieren könnten, antwortete er aber mit Nein.

Vorsichtig bei Übernahmen

Offen ließ er, ob für den Konzern ein weiterer Zukauf in Österreich denkbar sei. Interesse wird der France Telecom nach der One-Übernahme vor allem am viertgrößten heimischen Mobilfunker "3" nachgesagt. "3" hatte am Mittwoch allerdings jegliche Verkaufsabsichten dementiert.

Die France Telecom prüft derzeit einen Verkauf der niederländischen Mobilfunktochter Orange. Als Interessent wird unter anderem die Deutsche Telekom gehandelt.

Die neuen Eigentümer

Nach einer heißen Bieterschlacht hatte ein Konsortium aus Orange und dem in London inkorporierten und von Zentralen in Budapest und Warschau aus agierenden Finanzinvestor Mid Europa Partners am Mittwoch für 1,4 Milliarden Euro den Zuschlag für One erhalten.

Wie One mitteilte, wird Mid Europa Partners zunächst 65 Prozent an One halten, der Anteil von Orange liegt damit vorerst bei 35 Prozent.

Vollständige Übernahme nach Sanierung

Durch diese Konstruktion erspart sich die France Telecom die Konsolidierung von One in ihrer Konzernbilanz. Sonderrechte sind mit dem Anteil deshalb nicht verbunden.

"Die Franzosen haben tatsächlich nur Minderheitenrechte. Sonst müssten sie das Unternehmen voll konsolidieren", erklärte ein Insider der APA. Strategie der Franzosen sei es, One erst nach der vollständigen Sanierung voll zu übernehmen und damit in die Konzernbilanz zu integrieren, hieß es.

(futurezone | APA)