Take Two stoppt "Manhunt 2"

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22.06.2007

Nach Verboten in Irland, Italien und Großbritannien sowie einer Zulassung nur für Erwachsene in den USA will US-Hersteller Take Two das Gewaltspiel "Manhunt 2" vorerst nicht auf den Markt bringen. Derzeit wird geprüft, ob das auch in Österreich entwickelte Spiel geändert wird.

Die in New York ansässige Firma wolle "alle Optionen prüfen", werde aber weiterhin "hinter diesem außergewöhnlichen Spiel stehen", hieß es in einer in Dallas veröffentlichten Erklärung von Take Two. Der Release war für Anfang Juli geplant.

Verbote in Europa

Die irische Behörde für Filmzensur hatte mit "Manhunt 2" am Mittwoch erstmals ein Computerspiel verboten. Auch in Großbritannien und Italien wurde die Markteinführung von den Behörden gestoppt.

"Manhunt 2" bringe fortgesetzten Sadismus ohne irgendeinen Handlungskontext auf den Bildschirm, hieß es in der Begründung der irischen Behörde.

Änderung oder Anfechtung

Jochen Färber von Take Two Deutschland sagte gegenüber ORF.at, dass vor allem die Entscheidung in Großbritannien den endgültigen Ausschlag gegeben habe, das Spiel vorerst nicht auf den Markt zu bringen.

Als Optionen stehe derzeit im Raum, dass das Spiel geändert wird oder Take Two die Nichteinstufung durch die britische Behörde BBFC anficht.

Der Inhalt des Videospiels sei "gewalttätig und sadistisch und hetzt zur Gewalt und zum Mord auf", hatte das italienische Telekommunikationsministerium bekannt gegeben.

Kein "Manhunt" für Nintendo

In den USA wurden die Versionen für die Spielekonsolen Wii und PlayStation nur für Erwachsene [Adults Only, AO] freigegeben.

Das könnte einen Einbruch bei den Verkaufszahlen zur Folge haben: Große Handelsketten wie Best Buy, Target und Wal-Mart führen keine "AO-Spiele".

Nintendo gab zudem an, ohnedies keine mit AO freigegebenen Spiele auf seine Konsolen zu lassen. Auch Sony hat ähnliche Klauseln für den US-Markt.

"Wir glauben an die Freiheit kreativen Ausdrucks genauso wie an ein verantwortliches Marketing", so Take Two Interactive Software in seiner offiziellen Stellungnahme.

Der Rückzieher kommt in einer für Take Two eher schlechten Zeit: Der Publisher gilt derzeit als finanziell und strukturell angeschlagen.

Vorwurf der Mordvorlage

Die erste Version von "Manhunt" war 2003 vom US-Hersteller Rockstar North auf den Markt gebracht worden.

Einer breiteren Öffentlichkeit bekannt wurde es durch eine Mediendebatte, in der man das Spiel 2004 für die Ermordung eines 14-Jährigen durch einen 17-Jährigen in Großbritannien verantwortlich machte.

Die Ermittlungen, die keinen Zusammenhang ergaben [das Spiel wurde auch nicht beim Täter, sondern beim Opfer gefunden], gingen in der Hysterie unter, die Verkaufszahlen von "Manhunt" gingen dafür hinauf.

In Österreich entwickelt

"Manhunt 2" wurde ursprünglich in Österreich entwickelt - und zwar von Rockstar Vienna, das letztes Jahr von Take Two geschlossen wurde.

Das eigentlichefertige Spiel wurde dann noch von Rockstar UK aufpoliert und stand nun kurz vor der endgültigen Veröffentlichung.

Deutschland stand dabei laut Take Two Deutschland nie auf der Tagesordnung, in der Schweiz und Österreich war jedoch die Markteinführung geplant. Auf Grund der aktuellen Lage verschiebe Take Two allerdings alle Release-Termine weltweit, so Färber.

(futurezone | APA | AP)