Blizznet-Servicewechsel lässt Fragen offen
Die Übernahme der blizznet-Kunden durch die Telekom Austria [TA] trifft in der Internet-Branche auf Unverständnis. Von der Wienstrom-Ausschreibung für den Internet-Servicebetrieb will etwa der Verband heimischer Internet-Provider nichts gewusst haben.
Dieser Tage erhalten die rund 800 blizznet-Kunden ein Informationsschreiben, in dem steht, dass das Wienstrom-Glasfasernetz künftig Service- und Netzbetrieb trennen will und die TA nun den Internet-Zugang abwickeln wird.
Das Prozedere lässt aber einige Fragen offen. Laut Wienstrom-Sprecher Christian Ammer gab es zu diesem Zweck eine Ausschreibung, zu der insgesamt sieben Internet-Provider eingeladen wurden. "Drei wollten schließlich genauere Unterlagen, im Endeffekt war das Gesamtpaket der TA am besten." Dabei seien verschiedene Auswahlkriterien ausschlaggebend gewesen, neben dem Preis etwa auch die Strategie.
Von Ausschreibung nichts gewusst
Von dieser Ausschreibung will aber der Verband der heimischen Internet-Service-Provider [ISPA] nichts mitbekommen haben. "Die Provider haben nichts davon gewusst, die Ausschreibung kann also nicht sehr breit gestreut gewesen sein", kritisierte ISPA-Generalsekretär Kurt Einzinger am Freitag im Gespräch mit ORF.at.
"Das ist nicht, was wir uns unter einem 'Open-Access-Modell' vorstellen", so Einzinger. Zudem gab er zu bedenken, dass blizznet bisher durch die öffentliche Hand finanziert wurde.
Neues Modell wird im August vorgestellt
Wienstrom hatte am Donnerstag betont, künftig für verschiedene Produkte verschiedene Partner zu suchen. Für den Bereich Internet sei nun die TA ausgewählt worden, laut Ammer werden aber laufend Verhandlungen mit anderen Anbietern geführt. Im August solle das neue Modell samt den Kooperationspartnern dann der Öffentlichkeit präsentiert werden.
Blizznet ist eine Tochter von Wienenergie und bietet seit 2002 "Fiber to the Home", also Breitband-Internet über Glasfaser mit Up- und Download-Raten von zehn Mbit/s, an. Derzeit zählt blizznet rund 800 Nutzer.
TA: "Suchen wirtschaftliche Lösungen"
"Wir haben den Zuschlag über den Weg der Ausschreibung bekommen", betonte Telekom-Austria-Sprecher Martin Bredl am Freitag. Auf die Frage, ob es nicht eine Abkehr vom bisherigen TA-Geschäftsmodell bedeute, fremde Infrastruktur zu nutzen, erklärte Bredl: "Dort, wo es teurer wäre, selber etwas auszubauen, sind wir natürlich an einer wirtschaftlichen Lösung interessiert."
International nutze die TA auch nicht immer nur eigene Netze und in Österreich arbeite man teilweise mit den Energieversorgern zusammen.
Telefonie = VoIP?
Auf die zwölf Monate Mindestvertragsdauer angesprochen, die blizznet-Kunden in ihrem neuen Servicevertrag stehen haben, verweist Bredl auf Anfangsinvestitionen in den Kunden. Er betonte auch, dass jeder Anbieter seine Produkte über das Glasfasernetz der Wienstrom anbieten könne.
Ob die Telekom künftig auch Telefonie und andere Services wie Aon Digital TV über blizznet anbieten werde, wollte er nicht kommentieren.
Wenn die TA aber Telefonie für blizznet anbieten sollte, dann Voice over IP, so Bredl. Langfristig werde die Telefonie irgendwann sowieso komplett auf VoIP umgestellt werden. Bei der derzeitigen Qualität sei das aber noch kein Ersatz fürs Festnetz.
Die ARGE Glasfaser Waldviertel versorgt Bewohner rund um die Orte St. Martin, Großschönau und Bad Großpertholz mit schnellem Internet. Die Gemeinden stellen die Infrastruktur, Dienste werden zugeliefert. Das Projekt hatte aber manche Hürde zu überwinden.
Blizznet-Ausbau geplant
Wie es um den blizznet-Ausbau steht, wollte man bei Wienstrom nicht kommentieren und verwies auf eine Ankündigung im August. "Es gibt konkrete Ausbaupläne für die nächsten zwei Jahre", erklärte Ammer, "und wir hoffen, dass das wachsende Serviceangebot das Wachstum anschiebt." Dafür gibt es ambitionierte Ziele: In den nächsten Jahren sei eine sechsstellige Haushaltszahl angepeilt.
(futurezone | Nayla Haddad)