Die IT-Woche im Überblick

24.06.2007

Hoch her ging es diese Woche, trotz oder vielleicht auch wegen der Hitze: Der Mobilfunker One wird zu Orange, die Spamjäger von Spamhaus bekämpfen nic.at, und Innenminister Günther Platter [ÖVP] denkt laut über Trojaner nach - das war die Woche von 17. bis 23. Juni.

Zu Wochenbeginn, als die heimische Telekom-Regulierungsbehörde [RTR] den aktuellen Kommunikationsbericht vorstellte, war von der kommenden Aufregung noch wenig zu spüren.

Auch beim anschließenden Symposion zur Zukunft der RTR war von echter Aufbruchsstimmung noch wenig zu spüren.

Der Kommunikationsbericht attestierte dem Festnetz erwartungsgemäß einen weiteren Rückgang, während die Gesprächsminuten auf Handys steigen. Der Umsatz der Mobilfunker ist allerdings gleich geblieben - ein Effekt des aktuellen Preiskampfs.

"Abschied" von Semel und Lessig

Doch danach ging es Schlag auf Schlag: Am Dienstag nahm Yahoo-Chef Terry Semel wegen anhaltender Kritik der Aktionäre den Hut.

"Creative Commons"-Erfinder Lawrence Lessig verabschiedete sich von seinem bisherigen Spezialgebiet "geistiges Eigentum". Er will sich in Zukunft mehr auf Korruptionsthemen konzentrieren.

Auch Ken Kutaragi, der "Vater der PlayStation", ist am Dienstag als Chef der schwächelnden Sony-Spielesparte abgetreten.

Aufregung über Polizei-Trojaner

Am Mittwoch dann sorgte zuerst Innenminister Günther Platter [ÖVP] für Aufregung, als er in einem Interview mit dem "Kurier" laut über den Einsatz von Polizei-Trojanern zur Untersuchung privater Festplatten nachdachte.

Auf Nachfrage von ORF.at sagte Platters Sprecherin, das Innenministerium würde alle Methoden, die der Kriminalitätsbekämpfung dienten, unter genauer Beobachtung halten. Die Online-Durchsuchung sei aber lediglich eine von vielen Möglichkeiten. Man würde beobachten, wie man in Deutschland mit dem Thema weiter verfahre.

Parallel dazu wurde bekannt, dass die Spamjänger von Spamhaus.org die heimische Registry nic.at unter Druck setzten, indem sie deren Mail-Server auf ihre Spamliste setzten. Seitdem gehen die Wogen in diesem Fall mehr als hoch.

Die Deutsche Telekom und die Gewerkschaft ver.di einigten sich ebenfalls am Mittwoch nach mehr als fünf Wochen Streik im Konflikt über die Auslagerung von 50.000 Mitarbeitern auf Lohnkürzungen von 6,5 Prozent und einen Kündigungsschutz bis Ende 2012.

Mobilfunker One wird zu Orange

Am Abend schließlich gewann ein Konsortium aus der France Telecom und dem Investor Mid Europa Partners das Bieterrennen um den heimischen Mobilfunker One - sie übernehmen One für 1,4 Milliarden Euro komplett.

Hieß es zuerst noch, dass die Marke One erhalten bleibt, wurde am Donnerstag bekannt, dass One nun doch zu Orange [der Mobilfunktochter der France Telecom] wird. Zudem wird das komplette Management ausgetauscht.

Wie One mitteilte, wird Mid Europa Partners zunächst 65 Prozent an One halten, der Anteil von Orange liegt damit vorerst bei 35 Prozent.

Spamhaus jagt nic.at

Die Auseinandersetzung rund um Spamhaus ging am Donnerstag und Freitag fröhlich weiter.

Die ISPA kritisierte die "Überreaktionen" von Spamhaus und warnt ihre Mitglieder davor, die Blacklist dieses Anbieters einzusetzen. Spamhaus erklärte gegenüber ORF.at, den Fall "eskalieren" lassen zu wollen.

Von "Wildwest-Methoden" und "radikalen Weltverbesserern" sprechen derzeit Österreichs Provider, wenn es um Spamhaus geht.

Aufregung um blizznet-Kunden

Am Freitag wurde schließlich bekannt, dass die Telekom Austria die 800 blizznet-Kunden aus dem Wienstrom-Glasfasernetz übernimmt. Wienstrom werde künftig nicht mehr als Service-Provider auftreten, sondern sich auf Ausbau und Betrieb des Netzes konzentrieren, erklärte ein Sprecher gegenüber ORF.at.

Man setze künftig auf ein "Open-Access-Modell", das für verschiedene Produkte verschiedene Partner suche. Kritik gab es umgehend vom Verband der heimischen Internet-Provider, der von einer Ausschreibung zu den blizznet-Kunden nach eigenen Angaben nichts gewusst hat.

Laut Wienstrom gab es eine Ausschreibung, zu der insgesamt sieben Internet-Provider eingeladen wurden. Dabei seien verschiedene Auswahlkriterien ausschlaggebend gewesen, neben dem Preis etwa auch die Strategie.

Google streitet sich mit eBay

Googles Videoportal YouTube startete diese Woche mit neun lokalisierten Versionen seiner Site. Laut Google-Manager Kay Oberbeck wird die deutsche Variante ans Netz gehen, sobald die Verhandlungen mit der GEMA erfolgreich beendet sind. Konkrete Pläne für eine österreichische YouTube-Site gibt es noch nicht.

Derweilen keilt sich Google mit eBay - dabei geht es um eBays Bezahldienst PayPal und Googles neu gegründetem Service Checkout.

Vor US-Sammelklage gegen SWIFT

Und auch die weltweite Finanztransferzentrale SWIFT sorgte für Schlagzeilen: In den USA hat eine Sammelklage der drei US-Anwälte Steven Schwarz, Carl Mayer und Bruce Afran eine wichtige Hürde genommen.

Hier zu Lande haben die EU-Datenschützer am Donnerstag SWIFT mit Stichtag 1. September 2007 aufgetragen, allen angeschlossenen Banken etwas auszurichten, berichtete Associated Press.

Die Banken müssen ab dann ihre Kunden darüber informieren, dass die Daten ihrer innereuropäischen Transaktionen bei US-Behörden landen könnten.

EBay stornierte kurzfristig seine Werbeschaltungen auf US-Google-Seiten. Mittlerweile wurde der Boykott beendet.