Deutsche werden zentral taxiert
Für die Deutschen beginnt am 1. Juli eine neue Zeitrechnung: Jeder Bürger, egal ob Baby oder Greis - bekommt ab sofort eine persönliche Steueridentifikationsnummer. Die zentral vergebene Nummer wird erst 20 Jahre nach dem Tod gelöscht.
Die Steueridentifikationsnummer [TIN] soll es dem Fiskus ermöglichen, Steuererklärungen und Verwaltungsabläufe elektronisch abzuwickeln.
Es geht aber nicht nur um Bürgernähe und ein nutzerfreundlicheres System. Auch Steuerbetrüger sollen so schneller ausgeforscht werden. Die Daten sollen ausschließlich zu steuerlichen Zwecken genutzt werden.
Kritiker befürchten dennoch, dass die neue Datenbank auch anderweitig missbraucht und der "gläserne Bürger" durch eine immer stärkere Überwachung zunehmend Realität werden könnte.
Enorme Datensammlung
Der endgültigen Einführung des neuen elfstelligen Zifferncodes in diesem Herbst geht eine der größten Zähl- und Behördenaktionen in der Bundesgeschichte voraus.
Zunächst müssen die rund 5.500 deutschen Einwohnermeldeämter die Daten der etwa 82 Millionen Bürger an das deutsche Bundeszentralamt für Steuern melden.
Abgleich der Daten
Damit dort die Identifikationsnummern eindeutig vergeben werden können, müssen zuvor sämtliche an das Zentralamt gemeldete Daten aller Behörden miteinander verglichen werden.
Die Daten umfassen den Familien- und Geburtsnamen, Vornamen, akademischen Grad, Künstler- oder Ordensnamen, Geburtstag und -ort, Geschlecht, aktuelle Adresse, die zuständige Finanzbehörde sowie nach dem Ableben den Sterbetag.
Von Oktober an soll den ersten Bürgern die persönliche TIN zugeschickt werden. Die ganze Aktion dürfte aber erst im Laufe des nächsten Jahres abgeschlossen sein.
Anlehnung an US-System
Bisher arbeitet in Deutschland jedes der 16 Bundesländer mit einer eigenen Zahlenkombination. Im Laufe des Berufslebens erhält der Bürger immer wieder mal eine neue Steuernummer, wenn er von einem Bundesland in ein anderes umzieht.
Die neue Steuer-ID, die der US-amerikanischen Sozialversicherungsnummer ähnelt, begleitet den deutschen Bürger künftig von der Geburt an sein ganzes Leben lang.
(dpa)