Microsofts Marsch durch die Institutionen

politik
03.07.2007

Massachusetts: OOXML ist "Open Standard"

Wie US-Medien berichten, hat der US-Bundesstaat Massachusetts in einem neuen Entwurf für sein Enterprise Technical Reference Model [ETRM] Microsofts Büroanwendungs-Dateiformat Office Open XML [OOXML] alias ECMA 376 in seine Liste "offener Dateiformate" aufgenommen. Das Referenzmodell dient als Grundlage für IT-Beschaffungen der öffentlichen Hand in Massachusetts.

Bedeutsam ist dieser Schritt insofern, als dass Massachusetts nach einer Entscheidung im September 2005 der erste US-Bundesstaat war, der sich dafür entschied, seinen Behörden die Verwendung des offenen standardisierten Bürodatenformats Open Document Format [ODF] vorzuschreiben.

ODF ist das Dateiformat von OpenOffice und wird von Open-Source-Befürwortern sowie auf Unternehmensseite von Sun und IBM unterstützt.

Die nationalen Standardisierungsgremien der International Organization for Standardization [ISO] beraten zurzeit im Fast-Track-Verfahren darüber, ob das von Microsoft entworfene und von der ECMA standardisierte Bürodatenformat Office Open XML zum ISO-Standard erhoben werden soll. Die Gremien haben für ihre Entscheidung bis zum 2. September Zeit.

Politischer Druck

ODF-Befürworter Andy Updegrove, selbst in Massachusetts ansässig, schreibt in seinem Weblog ConsortiumInfo, die für die Entscheidung zuständige Information Technology Division des Bundesstaats sei unter starken politischen Druck geraten.

Microsoft habe, so Updegrove, unter Hinweisen auf seine Macht als Arbeitgeber und Investor, Gouverneur Deval Patrick unter Druck gesetzt, das eigene Dateiformat und damit Office als Programmpaket wieder zum Erwerb durch Regierungsstellen zuzulassen.

Updegrove schreibt: "Die Frage steht im Raum, ob Regierungen, speziell deren nicht vom Volk gewählte IT-Abteilungen, bei der Beschaffung sozialpolitische Erwägungen berücksichtigen sollten."

Harte Kritik von FLOSS-Befürwortern

"Massachusetts senkt seine Standards", heißt es dann auch im Microsoft-kritischen US-Lawblog Groklaw. Office Open XML sei keineswegs voll dokumentiert und öffentlich verfügbar. Andernfalls hätte Microsoft wohl kaum die Linux-Distributoren Xandros und Linspire Stillschweigevereinbarungen unterzeichnen lassen, als es darum ging, dass diese Konverter für OOXML schreiben.

Außerdem würden die Konverter für die Übersetzung zwischen OOXML und ODF bisher nur sehr schlecht funktionieren, die immer wieder angemahnte Interoperabilität sei nicht gewährleistet. "Politiker sollten keine technischen Entscheidungen treffen", schließt Groklaw, "sie vermasseln es einfach jedesmal wieder."