Polizei fordert User zum Denken auf
Laut dem aktuellen Cybercrime-Bericht wurden 2006 in Österreich 3.600 Zombie-Rechner und 381 Opfer von Phishing registriert. Identitätsdiebstahl ist auch hier zu Lande im Trend, während "Datenbeschädigung" zurückgeht. Der Tipp des Innenministeriums: "Denken Sie, bevor Sie klicken."
60 Beamte sind im Bundeskriminalamt [BK] mit dem Thema Cybercrime beschäftigt und sie haben offenbar genug zu tun: Laut dem aktuellen Cybercrime-Report, der am Mittwoch im Beisein von Innenminister Günther Platter [ÖVP] im Innenministerium vorgestellt wurde, ist die klassische "Datenbeschädigung" auf dem Rückzug, dafür gibt es immer mehr Phishing-Fälle.
381 registrierte Phishing-Fälle
381 Phishing-Fälle wurden 2006 von den zuständigen Beamten registriert, die potenzielle Schadenssumme dabei betrug über eine Million Euro. Größere Schäden seien durch verstärkte Prävention und Aufklärung durch die Medien vermieden worden, so der Bericht.
Dennoch gab Leopold Löschl, Referatsleiter im BK, bei der Präsentation die Warnung aus: "Denken Sie, bevor Sie klicken. Schauen Sie sich die Seiten genau an und lesen Sie die Geschäftsbedingungen."
Die Leute würden mit zu viel Gutgläubigkeit ins Netz gehen. Vor allem bei Gewinnversprechen ohne Teilnahme an einem Gewinnspiel sei Vorsicht geboten, so Löschl.
3.600 Zombies in Österreich
Der verstärkte Auftritt von Zombierechnern macht auch vor Österreich nicht halt: 3.600 dieser Computer, die über Trojaner oder ähnliche Programme von Fremden ferngesteuert werden, konnten die heimischen Kriminalisten 2006 registrieren.
Das dürfte allerdings nur die Spitze des Eisbergs sein, denn nicht alle Angriffe werden bekanntlich auch bemerkt. Löschl berichtete dazu von einem Nutzer, bei dem eines Tages die Polizei vor der Tür stand, weil sein Rechner als Zombie Spam versandte.
Datenverluste werden weniger
Dem Nutzer selbst war nur aufgefallen, dass sein Rechner langsamer wurde und er keine neue Software mehr installieren konnte, so Löschl - bis dann die Polizei vor der Tür stand.
Die klassische "Datenbeschädigung" nach Paragraf 126a StGB [etwa verursacht durch Viren] sank 2006 um 51 Prozent, während "Betrügerischer Datenverarbeitungsmissbrauch" nach Paragraf 148a bei den Verbrechen einen Anstieg um 540 Prozent und bei den Vergehen um 144 Prozent verzeichnete.
Auch Anzeigen nach Paragraf 126c, "Missbrauch von Computersystemen und Zugangsdaten", stiegen im Vergleich zum Vorjahr um 73 Prozent.
Platter: Zwei Jahre Speicherung auf Vorrat
Angesprochen auf das Thema Vorratsdatenspeicherung, die ja genau bei der Bekämpfung solcher virtueller Kriminalität auch helfen soll, sagte Platter: "Ich bin der Überzeugung, wenn wir die Vorratsdatenspeicherung haben, werden wir auch mehr Aufklärung haben."
Die Regierung müsse alles tun, um die Menschen vor Verbrechen zu schützen - wenn das nicht gelinge, dann solle zumindest die Aufklärungsrate höher sein. Er wünscht sich eine Speicherung der Daten auf bis zu zwei Jahre, mindestens aber ein Jahr.
"Waffengleichheit" durch Trojaner?
Auf die Frage, inwieweit die Vorratsdatenspeicherung bei der Aufklärung wirklich hilfreich sein könne, sagte Löschl: "Heute wie vor 100 Jahren werden Verbrechen durch Fingerabdrücke, die am Tatort gefunden werden, geklärt. Das wird auch digital möglich sein, selbst wenn die Verbrecher versuchen, das zu umgehen."
Zum "Bundestrojaner" sagte Platter schließlich: "Ich wünsche mir Waffengleichheit." Es sei wichtig, dass die Kriminalisten die gleichen Möglichkeiten hätten wie die Verbrecher.
Derzeit werde der Trojaner gemeinsam mit Deutschland "auf seinen möglichen Einsatz geprüft" - mehr wollte Platter dazu aber nicht sagen.
(futurezone | Nadja Igler)