FCC will offenen Mobilfunk fördern
Die US-Regulierungsbehörde FCC will im Rahmen einer Auktion Mobilfunkfrequenzen für einen "offenen" Provider zur Verfügung stellen und damit den Wettbewerb um mobilen Internet-Zugriff ankurbeln. Google und Skype befürworten die Initiative, die das Geschäftsmodell der traditionellen Mobilfunker knacken soll.
Die US-Regulierungsbehörde Federal Communications Commission [FCC] wird demnächst Frequenzen im Wert von etwa 15 Milliarden US-Dollar versteigern. Es handelt sich dabei um Frequenzen im 700-MHz-Band, die im Rahmen des Wechsels des US-Fernsehens auf Digital-TV frei geworden sind.
Ein Termin für die Auktion wurde noch nicht festgelegt, allerdings sorgt jetzt ein nicht öffentlicher FCC-Entwurf für die Versteigerungsregeln in den US-Medien für Aufregung.
FCC gegen Duopol
Um den Wettbewerb um mobilen Zugang zum Internet zu befördern und das Breitband-Duopol von Kabel- und Mobiltelefonbetreibern zu brechen, möchte die Behörde nämlich einen Teil der Frequenzen unter dem Stichwort "Open Access" freigeben.
FCC-Chef Kevin Martin sagte der Tageszeitung "USA Today", er wolle sicherstellen, dass der Gewinner der Auktion ein "wirklich offenes Breitbandnetzwerk" schaffe. Er wolle, dass in dem neuen Netz "jedes Gerät mit Zugang zum drahtlosen Netzwerk und jede Software-Anwendung" zum Zuge kommen könne.
Martin ärgert sich darüber, dass die USA im Vergleich zu anderen Weltregionen in Sachen Mobilfunk so weit zurückgeblieben seien. In den USA würden die dominanten Mobilfunkbetreiber diktieren, welche Geräte in ihren Netzen benutzt werden dürfen.
Gegenüber dem US-Branchenmagazin The Register bestätigte ein FCC-Sprecher am Dienstag Martins Äußerungen. Man wolle 22 MHz als "Open Access"-Spektrum freihalten. Die Regelung müsse aber noch von den anderen vier Mitgliedern der FCC-Führungskommission bestätigt werden.
Konkurrenz für Mobilfunker
Mit dem "offenen" Netz soll eine Konkurrenz zu den geschlossenen Netzwerken von Mobilfunkern wie AT&T und Verizon geschaffen werden. Der Entwurf für die Versteigerungsregeln wurde von der FCC nicht veröffentlicht.
Google, Skype und andere Internet-Firmen in den USA kritisieren die Mobilfunkbetreiber in letzter Zeit immer heftiger für deren geschlossene Geschäftsmodelle. Ein Beispiel aus der jüngeren Zeit ist Apples iPhone, das nur zusammen mit einem Vertrag von AT&T erhältlich ist - ein Lock-in, den die Internet-Industrie nur allzu gerne knacken würde.
Netzneutralität drahtlos
Im Grunde ist die Diskussion über offene und geschlossene Mobilfunknetzwerke eine Variante des Kampfs um die Netzneutralität. Breitband-Provider in den USA würden gerne bestimmen, welche Inhalte in ihren Netzen Vorrang haben - und entsprechend dafür kassieren.
In den geschlossenen Mobilfunknetzen können sie bereits alles bis ins kleinste Detail bestimmen. Dieses Prinzip würden kommerzielle Verfechter der Netzneutralität wie Google und eBay gerne knacken. Sie sehen es als Hindernis für die Internet-Wirtschaft im Zeitalter des mobilen Netzwerkens.
Googles Wunschliste
Google-Berater Richard Whitt notierte am Dienstag im Google Public Policy Blog, welche Wünsche sein Unternehmen an den Regulierer gestellt hat. Er begrüßte Martins Aussagen zu den Auktionsbedingungen.
Google will, dass die Konsumenten in dem offenen Netz jede Software verwenden dürfen, die ihnen gefällt. Sie sollten auch selbst bestimmen dürfen, mit welchen Geräten sie auf das Netzwerk zugreifen. Das Netz sollte auch Dritten zugänglich sein, die den Zugang dazu weiterverkaufen dürfen, und es solle Providern auch ermöglicht werden, sich an das drahtlose Netz anschließen zu dürfen.
Mobilfunkprovider Google?
In US-Wirtschaftskreisen hält sich das hartnäckige Gerücht, Google könnte selbst Frequenzen ersteigern wollen. Das "Wall Street Journal" weist in einem Artikel vom Montag diese Überlegung allerdings als zu spekulativ zurück. Mit einem solchen Engagement entferne sich Google zu weit von seinem derzeitigen Geschäftsmodell.
Laut Aussagen von FCC-Chef Martin könnte die Versteigerung bereits diesen Sommer stattfinden. Bis dahin haben die Lobbyisten von Google und AT&T viel zu tun.