Das war das UMTS-Jahr 2003
Geht es nach der Internationalen Telekommunikationsunion [ITU], war 2003 das Jahr von UMTS.
Anlässlich der diesjährigen ITU-Konferenz hatte Generalsekretär Yoshio Utsumi bereits beim inoffiziellen Eröffnungstag die Telekom-Krise nach vier Krisenjahren für beendet erklärt; die Messe wurde von UMTS dominiert.
UMTS [Universal Telecommunication System] ist eine Mobilfunktechnologie, die schnellere Datenübertragungsraten und damit Dienste wie Websurfen, Videotelefonie und bandbreitenintensive Dienste ermöglicht. UMTS wird seit Mai 2003 in Österreich angeboten - vom Mobilfunk-Marktführer mobilkom austria und dem ausschließlich auf die dritte Mobilfunktechnologie spezialisierten Provider Hutchison.
Seit heute bieten alle österreichischen Mobilfunker UMTS an, auch wenn es nicht aktiv beworben wird. Immerhin müssen die Lizenzauflagen des Regulators erfüllt werden, die unter anderem besagen, dass 25 Prozent der Bevölkerung bis Ende 2003 mit UMTS versorgt werden müssen.
Konkurrenz beäugt UMTS-Start
Der im Europavergleich frühe Start in Österreich wurde von der
Konkurrenz nicht goutiert. Das UMTS-Angebot des Mitbewerbs sei "eine
völlig unzureichende Leistung gegenüber dem Kunden", meinte etwa
T-Mobile-Austria-Chef Georg Pölzl. UMTS in dieser Form stelle für
den Kunden keinerlei Mehrwert dar. Die UMTS-Technologie sei "noch
nicht ausgereift" und berge "zahlreiche Kinderkrankheiten".
UMTS und die Margen
Auch die fehlende Kostendeckung wurde vielerorts kritisiert. Dem
widerspricht allerdings Berthold Thoma, Chef des größten
österreichischen UMTS-Dienstleisters Hutchison. Die "3"-Tarife seien
- mit Ausnahme der Sprachtelefonie, die zum Selbstkostenpreis
angeboten werde - kostendeckend. Spätestens bei einer kritischen
Masse von 300.000 Kunden habe sich das UMTS-Netz laut Thoma
amortisiert.
Derzeit hat das Unternehmen mehr als 20.000 Kunden, angepeilt waren ursprünglich 80.000. Das UMTS-Abenteuer ist jedoch Teil einer Gesamtstrategie, die Hutchison mit mehreren Mobilfunktöchtern weltweit durchzieht. "Wir glauben sehr fest an diesen Geschäftsbereich", so Dennis Lui, Chef des Telekom-Bereiches bei Hutchison. "3-G ist die Zukunft."
Hutchison glaubt weiter an 3-GHartnäckige Softwareprobleme
Generell ist UMTS bei weitem noch nicht so ausgereift wie etwa
GSM. Ein klassischer Fall für Early Adopters - die Geräte sind
[noch] unhandlich, die Akkulaufzeit gering, auf der Netzseite kommt
es des Öfteren zu Gesprächsabbrüchen. Laut Georg Löffelmann,
Netzspezialist bei der mobilkom austria, ist "die Hardware stabil,
die Software - noch - nicht". Probleme würden nach Angaben von
Hutchison-Netzfachmann Friedrich Limbeck weiters proprietäre
Schnittstellen, also herstellerabhängige Standards, machen. Und
One-UMTS-Spezialist Peter Preissberger ergänzte, dass das Hand-over
noch problematisch sei. "Die dritte Mobilfunkgeneration wird uns
noch einiges kosten", so Limbeck.
Hohe Lizenzkosten in Deutschland
Die Kosten sind einigen Mobilfunkern bereits zum Verhängnis geworden. In Deutschland, wo bereits die Lizenzkosten horrend hoch angesetzt waren, hat UMTS bereits seine Opfer gefordert: Die Mobilfunker Mobilcom und Quam sind auf der Strecke geblieben. Nahezu 51 Mrd. Euro hatten im Sommer 2000 sechs Mobilfunkanbieter für die deutschen UMTS-Lizenzen bezahlt.
In Deutschland will sich inzwischen nur noch einer der vier noch aktiven Lizenznehmer auf einen Starttermin festlegen: Zur Computermesse CeBIT im März 2004 will der Münchner Anbieter O2 loslegen. T-Mobile, Vodafone und E-Plus wollten sich bis dato nicht zu einem Termin äußern.
Dass sich der Starttermin bei den anderen immer weiter nach hinten verschiebt, wird damit begründet, dass zu wenige alltagstaugliche UMTS-Handys verfügbar seien.
Die europäischen Mobilfunker erwarten sich mittlerweile Hilfe von der EU. Bei einem hochrangigen Treffen im Oktober haben die Chefs von Deutscher Telekom, France Telecom, BT, Philips und Ericsson EU-Unterstützung beim Aufbau von UMTS eingemahnt.
Laut eigenen Berechnungen haben die Telekom-Provider in Europa für 3-G-Lizenzen insgesamt 119 Mrd. Euro ausgegeben. Die Kosten für den Roll-out werden auf zusätzliche 105 Mrd. Euro geschätzt, wovon zwölf Mrd. Euro bereits investiert worden sind.
Mobilfunker wollen Hilfe bei UMTSÖsterreichische Mobilfunker verklagen Republik
In Österreich haben die Mobilfunker die Republik verklagt. Jedes der sechs Mobilfunk-Unternehmen will dabei die Gerichte mit einer Einzelklage beschäftigen.
Konkret fordern die Betreiber eine Steuerrückerstattung von 140 Mio. Euro.Der Finanzminister hätte bei der Versteigerung der UMTS-Lizenzen im November 2000 den Handynetzbetreibern eine Rechnung ausstellen müssen, und zwar mit der Angabe der Mehrwertsteuer in der Höhe von 20 Prozent, lautet der Vorwurf.
Die Klage ist mittlerweile beim Europäischen Gerichtshof gelandet und wird von den anderen Mobilfunkern mit Interesse verfolgt, da von dem Urteil eine europaweite Vorbildwirkung erwartet wird.