03.01.2004

AUSBLICK 2004

Musikindustrie sieht ersten Umschwung

In ihrem Kampf gegen ständig sinkende Umsatzzahlen verzeichnet die Musikindustrie nun einen ersten Erfolg.

Nachdem die letzten Jahre jeweils rund zehn Prozent des Umsatzes verloren gingen, ist er in den USA 2003 im Vergleich zum Vorjahr nur um 0,8 Prozent gesunken.

Diese Zahlen des Marktforschers Nielsen Soundscan lassen die Musikindustrie, zumindest in den USA, auf einen Umschwung hoffen.

Im vierten Quartal, das traditionellerweise mehr als ein Drittel der Umsätze bringt, konnte 2003 sogar ein plus von 5,6 Prozent beim CD-Verkauf verbucht werden. Das sei zwar einerseits auf das schwache vierte Quartal des Vorjahres, andererseits aber auf zugkräftigen Alben zurückzuführen.

Klagen und kostenpflichtige Downlaods

Die Musikindustrie erklärt die Zahlen unter anderem mit ihrem verstärkten Vorgehen gegen Tauschbörsen-User, andererseits mit dem breiteren Angebot von kostenpflichtigen Online-Musikservices in den USA.

Nachdem sie im Napster-Schock jahrelang versuchte, den Online-Vertrieb von Musik eher zu verhindern als zu fördern, setzte nach dem Erfolg von Apples "iTunes"Shop ein Umdenken ein. Nunmehr versuchen alle Musiklabels ihre Musik gegen Gebühr auch im Netz anzubieten, entsprechend steigt auch der Umsatz.

Ob jedoch tatsächlich die Klagewelle gegen Tauschbörsenuser einen positiven Effekt auf das Kaufverhalten hat, darf bezweifelt werden. Irrige Klagen gegen Menschen, die gar keinen Zugang zu Tauschbörsen hatten, oder Kinder haben das Verständnis für die Musikindustrie wohl kaum gestärkt.

P2P-Nutzung in Europa konstant

Zwar steigt laut Studien das Unrechtsbewusstsein beim kostenlosen Download von Musik via Online-Tauschbörsen wie KaZaA & Co in den USA und auch die Nutzung von Tauschbörsen soll zurückgegangen sein.

Außerhalb der USA, wo die Musikindustrie bis dato auf Klagen gegen einzelne User verzichtet hat, ist die Nutzung von Tauschbörsen laut anderen Studien jedoch konstant geblieben.

Damit also auch in Europa die CD-Verkäufe wieder zulegen, könnte die Industrie entweder die User verklagen oder das bisher eher dürftige Angebot von kommerziellen Download-Services ausweiten.

In Österreich hat der Verband der Musikwirtschaft [IFPI] bereits angekündigt, dass 2004 die ersten Klagen gegen Tauschbörsen-Nutzer vor Gericht gebracht werden.

Internetdetekteien auf der Suche

Bereits seit Anfang Dezember durchsuchen private Internetdetekteien im Auftrag der IFPI Tauschbörsen wie KaZaA nach österreichischen Anbietern von urheberrechtlich geschütztem Material.

Über die Instant-Messaging-Funktion der P2P-Software werden den aufgespürten Piraten standardisierte Texte gesendet, die rechtliche Aspekte erläutern, aber noch keine Klagsdrohung beinhalten.

Sollte die direkte "Kontaktaufnahme" bis Jahresmitte 2004 keinen Erfolg haben, bliebe aber "keine andere Wahl" als die Gangart durch Klagen vor Gericht zu verschärfen, so IFPI-Geschäftsführer Franz Medwenitsch.