Musikindustrie sieht ersten Umschwung
In ihrem Kampf gegen ständig sinkende Umsatzzahlen verzeichnet die Musikindustrie nun einen ersten Erfolg.
Nachdem die letzten Jahre jeweils rund zehn Prozent des Umsatzes verloren gingen, ist er in den USA 2003 im Vergleich zum Vorjahr nur um 0,8 Prozent gesunken.
Diese Zahlen des Marktforschers Nielsen Soundscan lassen die Musikindustrie, zumindest in den USA, auf einen Umschwung hoffen.
Im vierten Quartal, das traditionellerweise mehr als ein Drittel der Umsätze bringt, konnte 2003 sogar ein plus von 5,6 Prozent beim CD-Verkauf verbucht werden. Das sei zwar einerseits auf das schwache vierte Quartal des Vorjahres, andererseits aber auf zugkräftigen Alben zurückzuführen.
Im Gesamtjahr 2003 wurden in den USA um 2,1 Prozent weniger CDs verkauft als im Jahr davor, durch den Online-Verkauf verringert sich das Minus auf 0,8 Prozent. Konzertkarten konnten um 19 Prozent auf 2,5 Mrd. USD Umsatz zulegen, teilweise durch höhere Preise aber auch durch mehr verkaufte Tickets.
Das Geschäftsmodell für Musik-DownloadsKlagen und kostenpflichtige Downlaods
Die Musikindustrie erklärt die Zahlen unter anderem mit ihrem verstärkten Vorgehen gegen Tauschbörsen-User, andererseits mit dem breiteren Angebot von kostenpflichtigen Online-Musikservices in den USA.
Nachdem sie im Napster-Schock jahrelang versuchte, den Online-Vertrieb von Musik eher zu verhindern als zu fördern, setzte nach dem Erfolg von Apples "iTunes"Shop ein Umdenken ein. Nunmehr versuchen alle Musiklabels ihre Musik gegen Gebühr auch im Netz anzubieten, entsprechend steigt auch der Umsatz.
Ob jedoch tatsächlich die Klagewelle gegen Tauschbörsenuser einen positiven Effekt auf das Kaufverhalten hat, darf bezweifelt werden. Irrige Klagen gegen Menschen, die gar keinen Zugang zu Tauschbörsen hatten, oder Kinder haben das Verständnis für die Musikindustrie wohl kaum gestärkt.
Die jüngsten Gerichtsurteile legen der Musikindustrie zudem große Steine in ihrem Kampf gegen Raubkopien. So dürfen in den USA Kundendaten von Internet-Providern nicht mehr ohne Gerichtsbeschluss herausgegeben werden. Damit werden die Verfahren deutlich aufwendiger und teurer.
Musikindustrie verliert DrohpotenzialP2P-Nutzung in Europa konstant
Zwar steigt laut Studien das Unrechtsbewusstsein beim kostenlosen Download von Musik via Online-Tauschbörsen wie KaZaA & Co in den USA und auch die Nutzung von Tauschbörsen soll zurückgegangen sein.
Außerhalb der USA, wo die Musikindustrie bis dato auf Klagen gegen einzelne User verzichtet hat, ist die Nutzung von Tauschbörsen laut anderen Studien jedoch konstant geblieben.
Damit also auch in Europa die CD-Verkäufe wieder zulegen, könnte die Industrie entweder die User verklagen oder das bisher eher dürftige Angebot von kommerziellen Download-Services ausweiten.
In Österreich hat der Verband der Musikwirtschaft [IFPI] bereits angekündigt, dass 2004 die ersten Klagen gegen Tauschbörsen-Nutzer vor Gericht gebracht werden.
Die Preissenkung bei Musik-CDs, die vor allem der Marktführer Universal Music Group durchgeführt hat, soll einen geringeren Einfluss gehabt haben. Kritiker merkten an, dass von der Preissenkung beim US-Konsumenten nicht mehr viel angekommen ist.
CDs werden billiger - nicht in EuropaInternetdetekteien auf der Suche
Bereits seit Anfang Dezember durchsuchen private Internetdetekteien im Auftrag der IFPI Tauschbörsen wie KaZaA nach österreichischen Anbietern von urheberrechtlich geschütztem Material.
Über die Instant-Messaging-Funktion der P2P-Software werden den aufgespürten Piraten standardisierte Texte gesendet, die rechtliche Aspekte erläutern, aber noch keine Klagsdrohung beinhalten.
Sollte die direkte "Kontaktaufnahme" bis Jahresmitte 2004 keinen Erfolg haben, bliebe aber "keine andere Wahl" als die Gangart durch Klagen vor Gericht zu verschärfen, so IFPI-Geschäftsführer Franz Medwenitsch.
Existenzbedrohung durch Raubkopien
Das illegale Musikgeschäft bedrohe die Existenz einer gesamten
Industrie und somit tausender Jobs, heißt es bei der IFPI. Entstand
im Jahr 2002 der Musikindustrie in Österreich ein Schaden von 4,5
Mio. Euro, so soll sich die Schadenshöhe bis Jahresende 2003 auf
12,5 Mio. Euro fast verdreifachen.