Galgenfrist für US-Internet-Radios

16.07.2007

Das Aus für viele US-Internet-Radioanbieter wegen einer Erhöhung der Urheberrechtsabgaben ist vorerst abgewendet. Die Verhandlungen zwischen den Webcastern und der Verwertungsgesellschaft SoundExchange gehen weiter.

SoundExchange kündigte Ende vergangener Woche an, die vom Copyright Royalties Board [CRB] Anfang März bekannt gegebene Gebührenerhöhung für kleinere und mittlere Anbieter vorerst auszusetzen und auf Klagen zu verzichten, bis eine Lösung am Verhandlungstisch erzielt wird.

Anbieter, die sich mit SoundExchange in Verhandlungen befinden und die für sie früher festgelegten Gebühren entrichten, hätten nichts zu befürchten, sagte ein führender SoundExchange-Manager: "Wir wollen nicht, dass sie aufhören zu streamen."

Deadline verstrichen

Die Gebührenerhöhung hätte am Sonntag in Kraft treten sollen und hätte für viele US-Webcaster nach eigenen Angaben das Aus bedeutet.

Zuvor hatte ein US-Gericht eine Petition der Internet-Radioanbieter gegen die Gebührenerhöhung zurückgewiesen.

Für das Jahr 2006 veranschlagte das CRB rückwirkend 0,08 Cent pro Song und Hörer. 2007 erhöhen sich die Gebühren auf 0,11 Cent.

Bis 2010 sollen sie sukzessive auf 0,19 Cent steigen. Bis 2005 mussten kommerzielle Webcaster 0,0726 Cent pro Song und Hörer oder 1,17 Cent pro Sendestunde bezahlen und konnten darüber hinaus mit Pauschalen kalkulieren.

Nach Angaben der Initiative SaveNetRadio hätte die Erhöhung der Abgaben den Webcastern Mehrausgaben zwischen 300 und 1.200 Prozent beschert.

Aufatmen auch bei Pandora & Co.

Aufatmen können auch Internet-Radiodienste wie Pandora, das abertausende auf Geschmacksprofile abgestimmte individuelle Streams für seine mehr als sieben Millionen Nutzer erstellt.

Eine jährliche Mindestabgabe von 500 Dollar pro Stream ist bereits vom Tisch. Stattdessen wurde die Mindestabgabe auf maximal 50.000 Dollar pro Jahr und Station festgesetzt.

Kopiergeschützte Streams

Als Bedingung nannte die Verwertungsgesellschaft jedoch, dass die Internet-Radioanbieter künftig verstärkt Anstrengungen unternehmen müssen, das so genannte "Streamripping", das Aufzeichnen und Speichern von Streams auf der lokalen Festplatte, zu verhindern.

Nach Einschätzung von Experten kann dies jedoch nur durch den Einsatz von Digital Rights Mangament Systemen [DRM] effektiv umgesetzt werden, berichtete das News-Portal Ars Technica.

"Suchen weiter nach vernünftiger Lösung"

Die pro Song und Hörer veranschlagten Tarife seien jedoch für große Webcaster nicht verhandelbar, berichtete das Wired-Blog Listening Post unter Berufung auf informierte Kreise.

"Wir suchen weiter nach einer vernünftigen Lösung", sagte Pandora-Gründer Tim Westergren dem US-Wirtschaftsmagazin "BusinessWeek".

Pandora ist seit Anfang Mai nur noch für US-Nutzer offen. Als Grund gab das Unternehmen an, dass es nur in den USA über die entsprechenden Lizenzen verfüge.

Verhandlungen werden fortgesetzt

In der kommenden Woche sollen die Verhandlungen über neue Urheberrechtsabgaben fortgesetzt werden.

Die neu verhandelten Gebühren sollen nach Angaben der Verwertungsgesellschaft zuzüglich Zinsen rückwirkend in Kraft treten, hieß es.

Die Webcaster hoffen, dass sie unterschiedliche Gebühren für unterschiedlich große Anbieter durchsetzen können, berichtete "BusinessWeek" unter Berufung auf informierte Kreise. Auch Umsatzbeteiligungen sollen nach Angaben des Magazins diskutiert werden.

Hoffen auf US-Politik

Die US-Internet-Radios setzen für die Verhandlungen weiterhin auf die Unterstützung ihrer Hörer und hoffen, dass Petitionen bei Abgeordneten und Senatoren ihre Position verbessern.

Eine Lösung könnte auch die Verabschiedung des Ende April im US-Kongress eingebrachten "Internet Radio Equality Act" bieten.

Dieser würde die Urheberrechtsabgaben für kommerzielle Webcaster auf 7,5 Prozent der im Zusammenhang mit Musik generierten Umsätze begrenzen, ein Tarif, der derzeit auch für Satelliten-Radioanbieter gilt.