Prince-"Gratis-Album" als Internet-Hit

16.07.2007

Der US-Musiker Prince verschenkt sein jüngstes Album "Planet Earth" in Großbritannien als CD-Beigabe zu einer Boulevardzeitung. Zahlreiche britische Nutzer stellen das Album jetzt auch im Netz zum Download zur Verfügung.

Rund drei Millionen Kopien von "Planet Earth" wurden am Wochenende als CD-Beigabe zur britischen Boulevardzeitung "Mail on Sunday" unter die Leute gebracht. Kurz darauf tauchte das jüngste Opus des Musikers aus Minneapolis auch im Netz auf, berichtete die BBC.

Zahlreiche Blogger boten das Werk zum Download an. "Nachdem das Album ohnehin gratis erhältlich war, haben wir uns entschlossen, es auch hier zu veröffentlichen. Für all jene, die kein Exemplar mehr bekommen haben", war laut BBC in einem Weblog, von dem das Album heruntergeladen werden konnte, zu lesen.

"Schritt nach vorne"

"Das scheint ein Schritt nach vorne zu sein", schrieb der Betreiber des Weblogs Digital Sole. Künstler, die ihre Musik gratis zur Verfügung stellen, verdienen mit Merchandising und Live-Konzerten Geld, hieß es: "Unser Schaden soll es nicht sein."

In Österreich ab Freitag im Handel

In Großbritannien kommt das Album, das von Sony BMG vertrieben wird, wegen der Gratis-Aktion gar nicht erst in den Handel. Man wolle den Händlern die Demütigung, auf den CDs sitzen zu bleiben, ersparen, hieß es.

In Österreich und Deutschland soll "Planet Earth" ab Freitag erhältlich sein. In den USA und Kanada ist die Veröffentlichung des Albums am 24. Juli geplant.

"Direkt-Marketing"

Prince soll für die Werbeaktion rund 250.000 Pfund [370.000 Euro] von der Zeitung bekommen haben. Konkrete Summen wurde nicht genannt. Der Künstler selbst sieht die "Gratis-Aktion" als Direkt-Markting.

Über den Zustand der Musikindustrie wolle er sich keine Gedanken machen, sagte Prince, der Kopien des neuen Albums auch bei seinen Konzerten in London als Beigabe zu den Eintrittskarten verschenken will.

Die Absatzkurve im CD-Verkauf kennt seit Jahren nur eine Richtung: nach unten. Im vergangenen Jahr wurden um elf Prozent weniger CDs verkauft als im Jahr zuvor. Auch 2007 ist keine Besserung in Sicht.

CD-Handel schäumt

Schon im Vorfeld der Aktion schäumten Vertreter des britischen CD-Handels. Prince sollte wissen, das er mit solchen Aktionen schon bald der Künstler sein werde, der "früher im CD-Handel erhältlich war", sagte ein Branchensprecher in Anspielung auf ein früheres Synonym des Künstlers [The artist formerly known as prince] der BBC.

"Musik wird entwertet"

In Großbritannien laufen CD-Händler bereits seit geraumer Zeit gegen Gratis-CD-Beigaben zu Zeitschriften, so genannten Covermounts, Sturm. Musik werde durch solche Aktionen entwertet, kritisierte etwa der Branchenverband Entertainment Retailers Association.

Aber nicht alle britischen CD-Händler verdammen die Aktion. Die Kette HMV, die zuvor noch gegen den Künstler gewettert hatte, nahm am Wochenende kurzerhand die "Mail on Sunday" ins Angebot und wurde dafür von der Konkurrenz als "opportunistisch" gebrandmarkt.

Auch der Musiker Peter Gabriel will künftig Musik verschenken. Über die von ihm mitbegründete Download-Plattform We7 sollen kostenlose Songs ohne Beschränkungen durch Kopierschutzsysteme angeboten werden. Allerdings sollen die Songs mit Werbeeinschaltungen versehen sein.

(futurezone | BBC)