12.01.2004

ONLINE

Goldgräberstimmung auf dem Musikmarkt

Im Kampf um den Online-Musikmarkt wird es langsam eng - zumindest in den USA.

Immer mehr Anbieter wollen ein Stück vom versprochenen Kuchen haben. Nach Jahren der sinkenden Verkaufszahlen hat die Musikindustrie im letzten Quartal 2003 durch den Online-Verkauf einen ersten Aufwind verspürt. Laut Nielsen Soundscan wurden in den letzten sechs Monaten in den USA 19,2 Millionen Songs online verkauft.

Das lockt jedoch auch zahlreiche Goldgräber an, wie Jeff Cavins vom Softwaredienstleister Loudeye meint. "Wir sind die Firma, die die Spitzhacken und die Schaufeln für die Goldgräber verteilt."

Doch die Schaufeln könnten nicht nur zum Goldschaufeln benötigt werden. Nach dem großen Boom folgt meist die Konsolidierung - und damit das große Sterben unter den Online-Stores.

Hohe Kosten ohne Gewinnaussicht

Laut Apple-Chef Steve Jobs verdient Apple beim Verkauf von Songs über iTunes nichts, der Großteil geht für Lizenzgebühren an die Plattenlabels drauf, der Rest muss in das System und seine Bedienung gesteckt werden.

Apple nutzt den Store aber vor allem, um seinen Musikplayer iPod zu verkaufen - und das sehr erfolgreich. Im letzten Jahr wurden in den USA laut Jupiter Research 3,5 Millionen MP3-Player verkauft, dieses Jahr soll der Absatz um weitere 50 Prozent steigen.

Dieses Modell sehen Marktbeobachter auch für die weitere Zukunft als einzig überlebensfähiges, zudem sei der Aufbau eines Musikshops von Grund auf laut Apple und RealNetworks recht teuer.

"Wie wollen die Firmen hohe Ausgaben für Forschung und Entwicklung rechtfertigen, wenn mit dem Endprodukt kein Geld zu machen ist", fragt Jobs.

Sony, HP, Dell und Co.

HP setzt mit seiner Kooperation mit Apple auf ein bereits erfolgreiches Produkt und hofft damit seine eigenen Player, iPods mit HP-Branding, zu verkaufen. Sony will mit seinem "Connect"-Store seine einstmals starke Riege der tragbaren Musikspieler wieder kräftigen.

Bei Computerhersteller Dell und dem US-Handelsriesen Wal-Mart jedoch bezweifeln die Marktforscher einen anhaltenden Erfolg. Dell habe zwar einen großen Namen und Erfahrung bei Online-Verkäufen, doch es bleibe abzuwarten, ob sich das auch auf den Musikmarkt übertragen lasse, so ein Analyst von Gartner.

Es gehe darum, für den Kunden eine musikalische Rundumerfahrung zu liefern, so ein Analyst von Forrester. Damit werde auch Wal-Mart, das seine Songs um 88 US-Cent anbietet und damit unter dem derzeit üblichen Marktpreis von 99 US-Cent, auf Dauer Schwierigkeiten haben.

Der Preis alleine mache noch kein Geschäft.

Dot.com-Boom und -Ende

Für Beobachter erscheint der Markt derzeit wie einst in den Tagen des Dot.com-Booms, als viele Anbieter auf den Markt drängten.

Doch so wie damals das Platzen der Blase nicht den Siegeszug des Internets an sich gefährdete, soll auch das erwartete Sterben der Online-Shops keine weitere Folgen mit sich bringen.

Überbleiben werde, dass Musik anders konsumiert und gehandelt wird, so der Analyst von Forrester.