Googles wildes Wachstum missfällt Börse

20.07.2007

Laut Analysten hat der Medienkonzern Google im vergangenen Quartal so bedenkenlos Geld ausgegeben "wie ein betrunkener Matrose". Das Unternehmen konnte die Erwartungen des Marktes in seine Zahlen nicht erfüllen. Doch laut Google-Chef Eric Schmidt hat das Unternehmen nur für den nächsten Innovationsschub Kraft getankt.

Der Internet-Konzern enttäuschte die Wall Street am Donnerstagabend mit einem geringer als erwarteten Gewinn für das zweite Quartal 2007. Die Google-Aktien kamen deshalb unter starken Druck und sackten nachbörslich um rund 7,5 Prozent ab.

Vorwurf: Zu viel Personal

Vor allem gestiegene Kosten durch massive Neueinstellungen zwischen März und Juni begrenzten das Gewinnwachstum. Es war erst das zweite Mal in der Unternehmensgeschichte, dass Google die Markterwartungen nicht erfüllen konnte. In den vergangenen drei Monaten stieg die Zahl der Google-Mitarbeiter um fast 13 Prozent auf 13.786 Vollzeitbeschäftigte.

Der Quartalsumsatz des Medienkonzerns erhöhte sich zwar massiv um 58 Prozent auf 3,9 Mrd. US-Dollar [2,8 Mrd. Euro], doch stiegen die Kosten ebenfalls stark. Der Umsatz entsprach den Erwartungen von Experten.

28 Prozent mehr Gewinn

Der Quartalsgewinn legte gegenüber der entsprechenden Vorjahreszeit um rund 28 Prozent auf 925,1 Mio. Dollar zu. Der Gewinn je Aktie stieg auf 2,93 [Vorjahresvergleichszeit 2,33] Dollar. Das gab Google am Donnerstag nach Börsenschluss in Mountain View [Kalifornien] bekannt.

Klammert man Sonderfaktoren aus, verdiente Google 3,56 Dollar je Aktie, während die Wall Street auf dieser Basis mit einem etwas höheren Gewinn gerechnet hatte. Der Google-Gewinn lag in der Berichtszeit niedriger als in den ersten drei Monaten 2007, als das Unternehmen eine Milliarde Dollar verdient hatte.

Schlechte Zahlen bei Yahoo

Google machte jedoch seinem Hauptkonkurrenten Yahoo schwer zu schaffen. Der Yahoo-Gewinn war im zweiten Quartal um 2,3 Prozent gesunken. Google macht trotz zahlreicher Akquisitionen bisher fast sein gesamtes Geschäft mit Online-Werbung. Die Gesellschaft führt bei Internet-Suchen weit vor Yahoo.

Google zahlte seinen Werbepartnern in der Berichtszeit 1,15 Mrd. Dollar. Der Umsatz mit den Google gehörenden Websites stieg um 74 Prozent auf 2,5 Mrd. Dollar, während es mit den Partner-Websites nur einen Umsatzanstieg um 36 Prozent auf 1,4 Mrd. Dollar gab. Der Auslandsumsatz erreichte mit 1,8 Mrd. Dollar rund 48 [42] Prozent des Gesamtumsatzes.

Robustes Wachstum im 1. Halbjahr

Google verdiente in den ersten sechs Monaten dieses Jahres 1,9 [1,3] Mrd. Dollar beziehungsweise 6,12 [4,28] Dollar je Aktie. Der Halbjahresumsatz legte kräftig auf 7,5 [4,7] Mrd. Dollar zu.

"Die [Google-]Leute haben Geld ausgegeben wie betrunkene Matrosen", sagte Analyst Jeffrey Lindsay von Sanford C. Bernstein zum Quartalsergebnis. "Die Betriebsausgaben waren viel höher, als alle erwartet hatten."

Keine Ermüdungserscheinungen

Schmidt sagte vor Investoren, er sei beeindruckt von der Fähigkeit Googles, in diesem Tempo voranzuschreiten. "Bei unserer Größe und unserem Wachstum beginnen sich die Innovationen normalerweise zu verlangsamen. Aber hier scheinen sie sich zu beschleunigen."

Google hat sich im vergangenen Jahr auf zahlreiche neue Märkte ausgedehnt, darunter das Online-Videogeschäft, Fernsehen und Unternehmenssoftware.

Google-Aktien notierten nachbörslich bei 508,50 Dollar. Zu Börsenschluss war das Papier bei 548,59 Dollar und damit in der Nähe seines jüngst erreichten Allzeithochs gelegen. Seit Mitte Mai hatte die Aktie 15 Prozent zugelegt.

(Reuters | dpa | APA)