Die IT-Woche im Überblick
Die EU-Generalanwältin ließ diese Woche mit den Einschätzungen aufhorchen, die Vorratsdatenspeicherung kollidiere mit den Grundrechten sowie Provider müssten Daten von Tauschbörsennutzern nicht herausgeben. Und: Google will auf dem US-Mobilfunkmarkt mitmischen - das war die IT-Woche von 15. bis 21. Juli.
In Deutschland und auch Österreich wollen Innenpolitiker und Strafverfolger verdeckte Online-Durchsuchungen von Computern verdächtiger Personen durch die Polizei ermöglichen.
ORF.at bat diese Woche den Richter und Internet-Rechtsexperten Franz Schmidbauer zum aufklärenden Gespräch, ob mit diesen Methoden ermittelte Daten vor Gericht überhaupt als Beweise zählen.
Beschränkung auf schwere Delikte
Für Schmidbauer ist die Online-Durchsuchung dabei zwischen der herkömmlichen Hausdurchsuchung und der Telefonüberwachung einzureihen.
Es handle sich um einen schweren Eingriff in die Privatsphäre, der Einsatz sollte laut Schmidbauer auf die Ermittlung im Rahmen schwerer Delikte beschränkt sein.
Beweisfälschung
Neben den gesetzlichen sind auch die technischen Rahmenbedingungen dabei eine Herausforderung.
Doch selbst nach Bewältigung dieser bleibt die Frage, inwieweit ein unter den Bedingungen der verdeckten Online-Ermittlung recherchiertes digitales Dokument vor Gericht als Beweis zählen kann.
Lehrer als YouTube-Opfer
In Deutschland verstärken Lehrerverbände und Polizeigewerkschaft den Druck auf den Gesetzgeber. Videoplattformen wie YouTube sollen dafür sorgen, dass von Schülern verfasste Mobbing-Filme schnell wieder aus dem Netz verschwinden.
Keine Herausgabe von Tauschbörsen-Nutzerdaten
EU-Generalanwältin Kokott ließ diese Woche mit Stellungnahmen zu Datenspeicherung und -herausgabe aufhorchen.
Sie erklärte, Internet-Provider müssten keine Daten über Kunden, die Tauschbörsen nutzen, an die Inhaber oder Vertreter von Urheberrechten hergeben.
Jeglichen zivilrechtlichen Datenbegehren müsse ihrer Einschätzung nach nicht nachgekommen werden, so Kokott, nur strafrechtlichen Verfolgungen.
Vorsorgliche Datenspeicherung rechtswidrig
Gegner der Vorratsdatenspeicherung [Data-Retention] bekamen diese Woche ebenfalls Rückendeckung von höchster Stelle: Kokott bestärkte Zweifel an der Zulässigkeit der Auskunftspflicht der Internet-Anbieter.
"Man kann daran zweifeln, ob die Speicherung von Verkehrsdaten aller Nutzer - gewissermaßen auf Vorrat - mit Grundrechten vereinbar ist, insbesondere, da das ohne konkreten Verdacht geschieht", so die Generalanwältin.
EU nimmt Durchsetzung von DVB-H in die Hand
EU-Medienkommissarin Viviane Reding hat am Mittwoch die Strategie der Kommission zur Durchsetzung von DVB-H als Standard für Handy-TV veröffentlicht. Die Selbstregulierung der Mobilfunkindustrie habe versagt, so die Kommission.
Google will Mobilfunker werden
Schon länger wurde über ein Mobilfunk-Engagement von Google spekuliert. Nun gab der Suchmaschinenbetreiber bekannt, bei der nächsten Frequenzbandauktion in den USA mitbieten zu wollen, falls die Regulierungsbehörde die Bedingungen des Unternehmens erfüllt.
Google hat für das Projekt mehr als 4,6 Milliarden US-Dollar beiseite gelegt.
28-Prozent-Plus reicht Börse nicht
An der Börse enttäuschte Google diese Woche. Das Unternehmen konnte die Erwartungen des Marktes in seine Zahlen nicht erfüllen.
Google verpulvert zu viel Geld
Laut Analysten hat der Medienkonzern im vergangenen Quartal so bedenkenlos Geld ausgegeben "wie ein betrunkener Matrose". Doch laut Google-Chef Eric Schmidt hat das Unternehmen nur für den nächsten Innovationsschub Kraft getankt.
Betrug und Preistreiberei schaden eBay
Der Online-Flohmarkt eBay leidet währenddessen unter sinkenden Angeboten, Preistreiberei, immer mehr Betrugsfällen und entnervten Nutzern.
Dem Gewinn tut das freilich keinen Abbruch. Die weltgrößte Online-Auktionsfirma konnte im zweiten Quartal 2007 den Gewinn gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum massiv um 50 Prozent steigern.
Die Anleger haben trotzdem das Vertrauen in die eBay-Aktie verloren. Seit dem Höchststand Ende 2004 fiel der Börsenkurs etwa um die Hälfte und steht zurzeit bei etwas über 33 Dollar.
MS profitiert von Vista und Office
Microsoft hat sein Geschäftsjahr dank der neuen Windows- und Office-Versionen mit soliden Zahlen abgeschlossen. Doch das defizitäre Online-Geschäft und der teure Konstruktionsfehler bei der Xbox belasten die Bilanz.
Störsender gegen Bombenattentate
Ebenfalls diese Woche im Blickpunkt: die Funkwelt des Irak. Mit dem Masseneinsatz von Breitband-Störsendern geht die US-Armee gegen ferngezündete improvisierte Bomben im Irak vor.
Ihre Gegner nutzen abwechselnd GSM-Handys, Sat-Telefone von Thuraya, Walkie-Talkies und Militärgerät aus der Saddam-Ära als Fernzünder.
Trotz großer technischer Überlegenheit verliert die US-Armee dabei die Lufthoheit über den irakischen Funkraum. Immer mehr Breitband-Störsender richten gegen vergleichsweise primitive Funkzünderbomben immer weniger aus, die monatlichen Opferzahlen steigen mit jeder neuen Welle kontinuierlich.