EU-Wettbewerbsverfahren gegen Intel
Die EU-Kommission hat wegen Missbrauchs seiner marktbeherrschenden Stellung ein Wettbewerbsverfahren gegen Intel eingeleitet. Der Konzern soll mit unlauteren Methoden versucht haben, seinen Konkurrenten AMD aus dem Markt zu drängen.
Am Freitag hat die EU-Kommission in einer kurzen Mitteilung Meldungen von Agenturen bestätigt, nach denen die Union ein Wettbewerbsverfahren gegen den US-Chiphersteller Intel eingeleitet hat.
Die Kommission hat ein Schreiben an Intel geschickt, in dem sie ihre Rechtsmeinung darlegt, nach der das Unternehmen seine marktbeherrschende Stellung missbraucht habe, um seinen Hauptkonkurrenten AMD aus dem Markt für x86-Prozessoren zu drängen. Das, so die Kommission, sei ein Verstoß gegen Artikel 82 der Gemeinschaftsverträge.
Die EU-Kommission ermittelt seit sieben Jahren gegen den Konzern, der bei Prozessoren einen Marktanteil von rund 80 Prozent hat.
Preisdumping und Bestechung
Konkret wirft die Kommission Intel vor, Computerherstellern [OEMs] "substanzielle Preisnachlässe" für den Fall gewährt zu haben, dass die Produzenten den größten Teil ihrer CPUs von Intel beziehen.
Intel soll außerdem OEMs "in mehreren Fällen" dafür bezahlt haben, den Start neuer Produkte mit AMD-Prozessoren zu verzögern.
Unter den Herstellungskosten vermarktet
Weiterhin habe Intel bei "strategischen Kunden" auf dem Server-Markt im Rahmen von Angeboten gegen AMD Preisdumping betrieben.
Jeder dieser Vorwürfe würde für sich bereits einen Verstoß gegen EU-Recht darstellen. Intel fahre eine umfassende Strategie gegen den freien Wettbewerb.
Intel hat nun zehn Wochen Zeit, um zu den Vorwürfen im Rahmen einer Anhörung Stellung zu nehmen.
Intel hält 80 Prozent am weltweiten
Prozessoren-Markt, AMD die restlichen 20 Prozent.
Intel: "Zum Wohle der Verbraucher"
Das Vorgehen von Intel seien "schlecht für die Verbraucher", sagte ein Sprecher der EU-Kommission.
Intel dagegen wies die Vorwürfe zurück. Der Markt für Mikroprozessoren funktioniere "normal", teilte der Konzern in einer Erklärung mit. Das Verhalten der Firma sei "legal, wettbewerbsgerecht und zum Wohle der Verbraucher gewesen", hieß es.
Der Europachef von Intel-Konkurrent AMD, Giuliano Meroni, erklärte dagegen, die Beschwerdeschrift der EU werde die Öffnung des weltweiten Mikroprozessoren-Markts beschleunigen. Davon würden "Endkunden und PC-Unternehmen gleichermaßen profitieren können".
Milliardenstrafe droht
Kann Intel die Bedenken der Kommission nicht ausräumen, können die europäischen Wettbewerbshüter eine Strafe von maximal zehn Prozent des Jahresumsatzes verhängen.
Das wären bei Intel bis zu 3,5 Milliarden US-Dollar [rund 2,5 Milliarden Euro], gemessen am Umsatz von 35,4 Milliarden Dollar im vergangenen Jahr.
(futurezone | dpa)