Nächster Schritt zur Wikia-Suchmaschine

29.07.2007

Wikia, das Unternehmen von Wikipedia-Gründer Jimmy Wales, gibt den Kauf des Web-Crawlers Grub bekannt. Ende 2007 soll Wikia Search, das bereits seit längerem als Open-Source-Konkurrent zum Suchmaschinenprimus Google von sich reden macht, an den Start gehen.

Am Freitag gab Wales auf der O'Reilly Open Source Convention [OSCON] in Portland [US-Bundesstaat Oregon] den Kauf des Web-Crawler-Pioniers Grub vom Online-Werbeunternehmen LookSmart bekannt. Der Spider soll künftig für die geplante Wikia-Suchmaschine das Netz durchstöbern und Websites indizieren.

Distributed Computing

Grub setzt beim Durchsuchen des Netzes auf Distributed Computing. Zum Erstellen des Web-Indexes wird die nicht genutzte Rechenleistung von Computern genutzt, die den Grub-Client installiert haben.

Die im Jahr 2000 als Open-Source-Projekt gestartete Crawler-Plattform wurde 2004 von LookSmart für 1,4 Millionen Dollar gekauft und Ende 2005 eingestellt. LookSmart musste sich während dieser Zeit wiederholt den Vorwurf gefallen lassen, dass der Crawler robot.txt-Files, die das Indizieren von Sites verhindern sollen, nicht respektiert. Wikia hat den Grub-Code nun unter einen Open-Source-Lizenz veröffentlicht und hofft auch bei der Weiterentwicklung von Grub auf die Open-Source-Community.

Zusammenarbeit bei Online-Werbung

Details zum Kaufpreis wurden nicht genannt. Wikia arbeitet jedoch mit dem früheren Grub-Besitzer LookSmart bei Online-Werbung zusammen.

LookSmart versorgt seit kurzem die von Wikia gehosteten Wikis mit Werbeinschaltungen. Zuvor kooperierte Wikia bei Online-Werbung mit Google.

LookSmart soll nun auch beim Suchmaschinenprojekt als Werbepartner zum Zug kommen.

Wales' Unternehmen Wikia, das im Unterschied zur Wikipedia ein kommerzielles Projekt ist, ermöglicht es seinen Nutzern, mit Hilfe von Wiki-Software Informationen zu zahlreichen Themen zu sammeln und untereinander auszutauschen.

Seit dem Start von Wikia im Jahr 2004 wurden nach Angaben des Unternehmens bereits mehr als 400.000 Artikel zu rund 2.000 Themen von mehr als 30.000 registrierten Nutzern verfasst. Das Themenspektrum reicht von Politik über Psychologie bis hin zu Sport, iPods und Reiseführern.

Nutzerintelligenz als Basis

Mit seinem ursprünglich unter dem Namen Wikisaria angekündigten Suchmaschinenprojekt Wiki Search will Wales automatisierte Suchalgorithmen mit menschlicher Intelligenz verbinden.

Dabei setzt er ebenso wie die Online-Enzyklopädie Wikipedia auf das Wissen der Nutzer. Diese sollen Suchergebnisse bewerten und ergänzen können. Finanziert werden soll die Suchmaschine durch Online-Werbung.

"Die Basisfunktion einer Suchmaschine ist zu entscheiden: Diese Seite ist gut, diese Seite ist beschissen", sagte Wales im vergangenen Dezember der Londoner "Times".

Computer seien bei solchen Entscheidungen allerdings notorisch schlecht, daher müsse ein automatisierter Suchalgorithmus einen umständlicheren Weg dorthin nehmen. Menschen hingegen könnten innerhalb von Sekunden erkennen, ob eine Website gut ist, so Wales: "Der Schlüssel ist daher, eine Vertrauensgemeinschaft zu bilden, die das machen kann."

Start Ende 2007 geplant

Ursprünglich hätte Wikia Search bereits Anfang dieses Jahres an den Start gehen sollen. Nun soll es Ende 2007 so weit sein. Wikia Search soll nach Angaben von Wales auch Anbietern von Inhalten, wie etwa Nachrichtenportalen, zur Verfügung stehen, die Wikia Search zum Durchsuchen ihrer eigenen Sites nutzen können.

"Wenn wir es schaffen, qualitativ hochwertige Suchergebnisse zu liefern, können wir die Machtbalance auf dem Suchmarkt verschieben", gab sich Wales hoffnungsfroh.

(futurezone | Reuters)