26.01.2004

MIDEM 2004

DVD, Downloads fressen an Musik-CD

Während der US-Markt zuletzt durch bezahlte Musikdownloads wieder anzog, soll in Deutschland der Umsatz von CDs und Schallplatten im letzten Jahr um ein weiteres Fünftel eingebrochen sein, so der Vorsitzende des deutschen Phonoverbandes IFPI, Gerd Gebhardt. Genaue Zahlen sollen erst im Frühling vorliegen.

Als Verursacher wird von Gebhardt abermals, neben der schwachen Konjunktur, das illegale Kopieren von CDs angeführt.

Laut IFPI sollen von den 486 Millionen im Jahr 2002 verkauften unbespielten CD-Rohlingen 267 Mio. mit Musik bespielt worden sein. Das wären rund 100 Mio. mehr, als reguläre Musik-CDs gekauft wurden [166 Mio.].

"Wenn wir nur 30 Prozent der gebrannten CDs als Umsatz hätten, hätten wir ein Supergeschäft", rechnet Gebhardt vor.

So einfach ist die Rechnung natürlich nicht. An den CD-Umsätzen der Musikindustrie frisst diese mit dem Verkauf von Musik-DVDs zuerst einmal höchstselbst.

DVD überrollt CD

Im letzten Jahr hat der Absatz von DVD-Playern erheblich zugelegt. Laut Online-Händler Amazon wurden im Bereich Elektronik zu Weihnachten DVD-Player, Digitalkameras und DVD-Rekorder am meisten verschenkt.

Einhergehend mit dem höheren Anteil an DVD-Geräten hat auch der Absatz von DVDs zugelegt - wohl zu einem großen Teil zu Lasten der Musik-CDs.

Musik-DVDs mit Live-Acts, Musikvideos und sonstigem Bonusmaterial, sind derzeit besonders beliebt. EMI Austria prognostizierte etwa eine Zunahme beim Absatz von DVDs bis Jahresende 2003 um 200 Prozent. In Stückzahlen könnten DVDs bereits Spitzenpositionen in den CD-Charts belegen.

Allein der Disney/Pixar-Film "Finding Nemo" wurde in den ersten zwölf Tagen nach Erscheinen der DVD im November 2003 15 Millionen mal verkauft.

Klingeltöne verkaufen sich gut

Ebenfalls zugelegt hat das Geschäft mit Handy-Klingeltönen, das inzwischen einen ernst zu nehmenden Wirtschaftsfaktor darstellt.

2003 wurden nach Zahlen der Arc Group weltweit nicht weniger als 3,5 Mrd. USD mit Klingeltönen umgesetzt, womit das Geschäft mit den Handy-Downloads schon mehr als zehn Prozent des gesamten Musikumsatzes ausmacht.

Das Klingeltongeschäft soll damit aber immer noch nicht ausgereizt sein und bis zum Jahr 2008 auf ein Volumen von 5,8 Mrd. USD wachsen.

Da allgemein eher weniger Geld in der Börse vorherrscht, dürfte auch der Boom der Klingeltöne zu Lasten der CD-Verkäufe gehen.

Sterbendes Medium

Laut einer Studie des Marktforschungsunternehmens Forrester Research soll die CD sich alsbald als "sterbendes" Medium ohnedies zur Vinyl-Platte gesellen.

Für 2008 prognostiziert Forrester um 30 Prozent weniger Absatz von Musik-CDs als zu den Glanzzeiten von 1999 verkauft werden. Gleichzeitig sollen jedoch die Verkäufe über das Internet kräftig ansteigen, 2008 soll bereits ein Drittel der Musikverkäufe online stattfinden.

Der Online-Filmverkauf soll nächstes Jahr bereits 1,4 Milliarden USD generieren, entsprechend sollen dann auch DVD- und VHS-Verkäufe um acht Prozent fallen.

20 Prozent der 6.000 befragten Amerikaner laden bereits Musik herunter, die Hälfte davon kaufe auch weniger CDs, so Forrester.